17 - unsere ganz besonderen olympischen Momente
17 Tage ist unser Paris-Reporter Hannes Haßpacher in Sachen Olympia unterwegs. Hier schreibt er täglich über sein ganz persönliches Olympiaerlebnis.
17 - mein ganz persönliches Andenken: olympische Augenringe!
Kaum zu glauben, jetzt sitze ich am letzten Text für diese Serie. 17 Tage Olympia in Paris. War's das schon? Kann das wirklich sein? Zu Beginn kommt einem das Ende ewig weit weg vor - und dann rast die Zeit doch. Heute ist es vorbei - Schluss, aus!
Was habe ich nicht alles erlebt: Superturnerin Simone Biles, Rap-Legende Snoop Dogg, Hollywoodstar Tom Cruise, Bundeskanzler Olaf Scholz, Paris in Olympiastimmung und natürlich den Eiffelturm, inklusive ikonischem Beachvolleyballstadion. Dazu kommen 300 000 Schritte, was ungefähr 200 Kilometern entspricht. Ebenso rund 50 Stunden in der Metro und knapp 60 Stunden in zwei Sportarenen.
Der krönende Abschluss: "Unsere" Gymnastin Darja Varfolomeev wird Olympiasiegerin im Mehrkampf. Mehr geht nicht
Was nehme ich also mit? Unzählige sportliche Weltklasseleistungen, viele tolle Gespräche, ein paar Souvenirs für Familie und Kollegen und ein ganz besonderes Andenken: olympische Augenringe.
Die sind zwar nicht ganz so relevant wie "Daschas" Goldmedaille, aber trotzdem geben sie mir das Gefühl, einzigartige Tage bei den Olympischen Spielen in Paris verbracht zu haben.
16 - Siegesfeier geht im wahrsten Sinne des Wortes durch die Decke
Wenn nach vier Jahren harter Arbeit bei Olympia der verdiente Lohn eingefahren wird, dann wird gefeiert. So will es das olympische Gesetz! Und diese Feiern gehen in Paris im wahrsten Sinne des Wortes durch die Decke. Am liebsten feiern die erfolgreichen Sportler mit ihren Familien und Freunden im Deutschen Haus. Der ein oder andere hilft dabei gerne schon mal etwas verfrüht beim Rückbau der Location. Im Team D Clubbereich, also da, wo der DJ zu später Stunde den Sportlern richtig einheizt, gibt es eine Styropor-Verschalung an der Decke. Diese ist aber leider nur 2,30 Meter vom Boden entfernt und somit speziell für die groß gewachsenen Spitzensportler leicht erreichbar. Da half es auch nichts, dass der DJ im Minutentakt darum bat, doch bitte die Decke in Ruhe zu lassen.
Einer der Abende gipfelte darin, dass ein goldbehangener Athlet mit einem Faustschlag mehr oder weniger seinen ganzen Arm in der Decke versenkte. Da blieb dann selbst der sonst so aktive DJ sprachlos zurück. Musik legte er dafür weiter auf - sodass die Party ohne weitere Zwischenfälle weitergehen konnte. Schließlich will es die olympische Tradition so!
15 - Kinderturnen, die Wiege des Sports
Was zeichnet viele ehemalige und aktuelle Olympiateilnehmer aus? Richtig, sie gehören in ihrer Sportart zu den besten der Welt. Wenn sich zurzeit wie ich durch Paris bewegt kann man bei persönlichen Gesprächen noch eine weitere Gemeinsamkeit erkennen. Viele unserer Sportlegenden haben einen Bezug zum Kinderturnen. Kinderturnen ist ein ganzheitliches, sportartunabhängiges Konzept für Kinder, das sich an Fähig- und Fertigkeiten orientiert. Oberstes Ziel dabei in unseren Turn- und Sportvereinen ist die Vermittlung von Freude und Spaß am Bewegen sowie das Erfahren von ganz persönlichen Erfolgserlebnissen. Einer der das selbst erfahren hat ist zum Beispiel Christian Schenk. Zehnkampf-Olympiasieger von 1988 in Seoul. Er begann seine "Karriere" im Kinderturnen und ist sich sicher, dass das die perfekte Grundlage für seine späteren Erfolge war,
Ähnlich wichtig schätzt auch Skistar Felix Neureuther die Lage ein, gibt aber zu: "Leider war ich nie im Kinderturnen."
Nicht ganz ernst gemeint möchte man darauf sagen: "Wer weiß, was dann noch möglich gewesen wäre in seiner Karriere!"
14 - Hört, hört
Samir Ait Said wird es nicht wissen, aber mit dem französischen Turner verbinde ich zwei sehr spezielle Geräusche. Ja, richtig gehört: Geräusche!
Vor genau acht Jahren gab es das erste Geräusch. ich saß auf der Medientribüne bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro und tippte auf meiner Tastatur als plötzlich das laute Krachen von brechenden Knochen durch die Arena hallte. Natürlich wusste ich zunächst nicht, was das war, aber in den dramatischen Minuten danach, wurde mir schnell klar, das hier etwas Schlimmes passiert sein musste. Said brach sich bei der Landung am Sprung das Schienbein und konnte erst nach langer Zeit aus der Halle gebracht werden. Zurück blieben viele geschockte Zuschauer - inkusive mir.
Umso erfeulicher ist nun mein zweites persönliches "Said-Geräusch" vor wenigen Tagen. Als der inzwischen 34-jährige Franzose im Ringe-Finale seine Übung beendete, ertönte ohrenbetäubender Jubel von den Rängen. Eine Gänsehautathomsphäre, die die Olympischen Spiele und diese Geschichte so speziell machen - auch für mich.
Ich bin mir sicher, dass er es auch gerade deshalb schnell verkraften hat, dass er auf dem vermeintlich undankbaren vierten Platz landete und eine Medaille knapp verpasste.
13 - Enjoy your Corona
Was waren das für Olympische Spiele: 2021 in Tokio. Ein Jahr später als geplant, unter dem maximalen Eindruck des Corona-Virus. Mindestabstand, Masken und tägliche Coronatests. Sowohl Sportler als auch Athleten verbrachten während der Spiele ihre Zeit unter strengen hygienischen Vorsichtsmaßnahmen in den Sportstätten, oder alleine auf den Zimmern. Nicht wenige von ihnen sehnten nach einigen Tagen Tokio das Ende der Spiele mehr als herbei.
Und jetzt, drei Jahre später, heißt es im Deutschen Haus in Paris "Enjoy your Corona!". Aber keine Sorge, das ist kein schlecht gelungener Scherz, sondern der Name einer Getränkemarke, die bei den Olympischen Spielen als Partner auftritt.
Und das Problem liegt hier vermutlich im Detail. Im internationalen Sprachgebrauch wurde das Virus Covid genannt, im deutschen Sprachraum auch Corona.
In Paris muss sich aber auf jeden Fall niemand Sorgen vor Corona machen. Es gibt das Getränk sogar mit 0,0 Prozent Alkohol. Also ohne jegliche Nebenwirkungen - versprochen.
12 - Schwitzen als olympische Disziplin
Die Sportler gehen bei den Olympischen Spielen in Paris an ihre körperlichen Grenzen. Es ist wirklich atemberaubend, welche körperlichen Höchstleistungen hier gezeigt werden. Aber vor einer bisher völlig unbekannten Person habe ich inzwischen noch mehr Respekt. Ich kenne den Namen nicht, ich weiß nicht mal ob Mann oder Frau. Aber das ist auch egal! Wer auch immer im Maskottchen für die Universiade 2025 in der Rhein-Ruhr-Region gesteckt hat, er hat aus meiner Sicht eine lebenslange olympische Ehrenmitgliedschaft verdient.
Bei gefühlt 40 Grad Celsius und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit, hat man auf der Terrasse des Deutschens Hauses schon in kurzen Hosen und T-Shirt Probleme. Aus allen Pohren rinnt das Wasser. Wie mag es da wohl, einem Ganzkörper-Plüsch-Adler-Kostum ausgesehen haben? Man mag es sich kaum vorstellen.
Eine Hoffnung habe ich aber. Vielleicht durfte sich die tapfere Seele nach dem Auftritt im exklusiven Athletenbereich im Deutschen Haus erholen. Dort gibt es schließlich ein Schwimmbad und ein Kältebecken.
Verdient hätte sie oder er es auf jeden Fall.
11 - Qualmende Socken
Jeden Tag Meter, zur Metrostation, zur Turn-Arena, in der Arena auf die Pressetribüne, in die Mixed und wieder zurück. Das kommen ein paar Meter und Tausende von Schritten zusammen (aktueller Zwischenstand nach X Tagen: ). Nach einem langem Tag qualmen da die Socken. Bei manchen aber sogar noch mehr. Eine Turn-Mama (wir wahren hier natürlich die Persönlichkeitsrechte) war nach dem Starttag mit mehr als 30 000 Schritten ihrerseits so kaputt, dass es erst einmal eine Ibuprofen benötigte, um am nächsten Tag wieder auf die Beine zu kommen.
Zum Glück, müssen Eltern ja aber nicht zum Dopingtest.
10 - Hundemarken ohne Ende
In Deutschland muss jeder Hund eine Marke besitzen, ansonsten gibt es Ärger mit den Behörden. En bisschen so ist es auch bei den Olympischen Spielen in Paris: Nur mit der richtigen Akkreditierung erhält man als Journalist Zugang zu den verschiedenen Zonen. Das führt mitunter zu einer kuriosen Häufung an "Hundemarken". Zum einen ist es die Olympische Medienakkreditierung, die quasi 24 Stunden am Tag um meinen Hals hängt. Dazu kommen die Medienakkreditierung für das Deutsche Haus sowie an einigen Tagen die Hospitality-Akkreditierung - inklusive passenden, aber täglich wechselnden Armbändchen. Nur wer hier die richtige Kombination am Zugangs-Scanner zeigen kann, erhält entsprechend Zutritt.
Fun fact: Bei den Sportveranstaltungen ist das oft ein wenig anders. Einmal auf den Geläönde angekommen, geht es lockerer zu. Die Volunteers, die an den Arena-Eingängen stehen, nachdem das digitale Ticket überprüft worden ist, sind immer mal wieder überfordert oder nicht richtig informiert. So konnte mir zum Beispiel keiner sagen, wo ich mit meinem Armbändchen in die Tennisarena komme. Mein Vorschlag, dass ich einfach reingehe und suche, kam gut an. Ein weiterer Check oder anderes wurde nicht vorgenommen. Dafür war ich sehr dankbar, schließlich wollte ich aufgrund der falschen Hundemarke nicht zu spät zum ersten Aufschlag kommen.
9 - Servicekraft gesucht
In einer olympischen Turn-Arena finden sich mitunter allerlei Utensilien, die man auf den ersten Blick dort nicht vermuten würde. Die Turnerinnen und Turner haben oft kleine Wasser-Sprühflaschen und Honig dabei, um die Holme am Barren griffiger zu machen. In der Mixed Zone, so nennt man den Bereich, wo die Sportler nach dem Wettkampf ihre Interviews geben, stehe gerne mal kleine Hocker herum. Darauf können sich die kleineren Turner stellen, um vor der Kamera ins rechte Licht gerückt werden zu können.
Im Zuge der digitalen Entwicklung stehen viele Medienkollegen auch nicht mehr mit Stift und Block auf der anderen Seite des Absperrbands, sondern mit ihren Handys im Audioaufnahmemodus. Bei großem Andrang führte das in den vergangenen Jahren dazu, dass die betreuenden Verbandspressesprecher kaum alle Geräte in den Händen halten konnten. In Paris gab es dafür nun eine ebenso kreative wie auch einfache Lösung: Speisetabletts! Darauf finden mühelos 10 bis 20 Aufnahmegeräte Platz bei Interviews. Dass der betroffene Pressesprecher dafür ein wenig, wie ein Oberkellner im Restaurant aussieht, ist zu verkraften.
Ich bin schon jetzt gespannt, welches Gimmick das nächste Mal dabei sein wird.
8 - "Sightseeing" in Paris
Paris, Olympische Spiele. Was kommen da nicht alles für Gedanken in einem hoch: Eiffelturm, Champs-Elysee, Corissants und volle Straßenkaffees, in denen die Menschen das Leben genießen. Die Realität für einen akkreditierten Journalisten sieht oft aber anders aus. Schließlich bin ich ja incht zur Urlaub machen hier, sondern zum Arbeiten. Also heißt es nach meinem morgendlichen Videocall "Bonjour Paris" mit dem Kollegen Lars Neumann in Stuttgart, Abmarsch ins Büro - sprich mein Appartement. Circa 20 Quadratmeter mit einem 80 mal 40 Zentimeter großen "Schreibtisch". Daran mache ich es mir dann für die nächten Stunden gemütlich und kümmere mich um die Kommunikation rund um die Olympischen Spiele, aber auch ganz "normale" Dinge. Zum Beispiel den STB Campus Bartholomä, die GYMWELT oder andere Medienanfragen. Schließlich dreht sich auch dort die Welt weiter.
Danach geht es in der Regel in die Bercy Arena zum Turnen.
Wer sich nun Sorgen um meine mentale Gesundheit macht, den kann ich beruhigen: Jeden Morgen hole ich mir frische Criossants in einer Bäckerei und auch die klassischen Highlights wie Eiffelturm, Louvre oder Paris an sich, stehen noch auf meiner Bucketlist für die Tage in Paris.
7- Simone Biles im Sammelfieber
In Paris ist das Sammelfieber ausgebrochen. Das lässt sich ohne jeden Zweifel behaupten. Übrigens nicht nur bei den Fans, sondern aber auch bei den Athleten. Es geht um die berühmten Sammelpins. Fast jede Nation hat einen eigenen im Angebot. Aber es gibt auch viele andere. Besonders einzigartige Pins sind heiß begehrt. Und offensichtlich ist Turnstar Simone Biles aus den USA auch dem Sammelfieber verfallen. Sie hat sich für die Olympischen Spiele etwas ganz Besonderes einfallen lassen: ihren eigenen Pin. Schon nach wenigen Stunden machte die Geschichte in der olympischen Turn-Arena ihre Runden. Auch die deutschen Turnerinnen schauten ganz genau hin und wollen sicherlich auch versuchen, einen Biles-Pin zu ergattern. Der kann zwar nicht mit einer Medaille mithalten, aber ein legendäres Erinnerungsstück an Paris 2024 ist er auf jeden Fall.
6 - nur die Harten kommen in den Garten
Dass olympisches Turnen kein Sport für Warmduscher ist, ist hinlänglich bekannt. Wo "normale" Menschen mit schmerzverzerrtem Gesicht den Sportplatz verlassen würde, fängt bei manchem Spitzenturner erst die Crunchtime an.
Die Brasilianerin Flavia Saraiva ist dafür ein Paradebeispiel. Beim Einturnen für das Teamfinale stürzte die 24-Jährige heftig am Stufenbarren. Manch einem Zuschauer ist das Herz in die Hose gerutscht und man musste Schlimmeres befürchten. Nach ein paar Minuten war aber zum Glück klar, das 1,45 Meter große Kraftpaket hat "nur" einen Cut an der Augenbraue und ein blaues Auge. Logisch, dass sie danach weiterturnte - und ihre Leistung ablieferte als ob nichts gewesen wäre.
Am Ende konnte sich mit ihrem Team über die Bronzemedaille freuen.
Das blaue Auge wird sie dafür gerne in Kauf genommen haben.
PS: Flavia Saraiva war schön öfters in Stuttgart beim EnBW DTB Pokal am Start.
5 - Glück in der Ticketlotterie
Die Olympischen Spiele sind auch immer ein bisschen eine Lotterie. Wochen, oder gar Monate im Voraus versuchen sich die Fans einen Plan zurecht zu legen. Ohne dabei zu wissen, wann welcher Sportler oder welche Mannschaft spielt. Dies steht erst oft kurz vor Wettbewerbsstart fest. Besonders schwierig ist das im Tennis: Aufgrund von Regen kann sich der Spielplan auch kurzfristig ändern.
Insofern musste ich als Hobby-Tennisspieler und -Fan nicht lange überlegen, sondern einfach nach einem verfügbaren Ticket schauen, dass zeitlich passt. Sprich, nicht während einer der Turn-Wettbewerbe gültig ist.
Montag, 12 bis 15 Uhr. Wenige Stunden vor dem Team-Finale der Männer im Gerätturnen Das klang nach einem vernünftigen Plan. Was dann aber wenige Stunden auf meinem Handy erschien, konnte ich kaum glauben. Die beiden Spiele in meiner Tennissession hatten es in sich: Erst die Weltranglistenerste Iga Swiatek, dann das Duell der Legenden: Novak Djokovic gegen Rafael Nadal. Mehr geht nicht.
Manchmal ist das Leben eigentlich ganz einfach - mit dem nötigen Quäntchen Glück in der Ticketlotterie.
4 - Starauflauf Dank GOAT Biles
Es gibt Stars, und dann gibt es richtige Stars. Simone Biles, Ausnahmeturnerin aus den USA, ist Letzteres.
Woran man den Unterschied erkennen kann? Ganz einfach, wenn sich andere Stars bei deinen Auftritten die Klinke in die Hand geben.
So geschehen am Sonntag in der Qualifikation der Frauen. US-Edelfan und Hip-Hop-Legende Snoop Dogg gab sich zum Beispiel die Ehre in der Bercy Arena. Zur Freude der Fans tanzte er sogar auf der Tribüne zu seinen eigenen Songs mit. Sein eigenes Lied bekam auch Schauspieler Tom Cruise gespielt. Zum Titelsong seiner Filme Mission Impossible musste er aber Selfies mit den Fans machen. Ebenso anwesenden waren die Sängerinnen Arian Grande und Lady Gaga sowie ihr Kollege John Legend. Was Vogue-Chefin Anne Wintour über die Anzüge der Turnerinnen sagte, kann ich nicht sagen, aber sie hatte auf alle viel Spaß an der Perfomance.
Und was tat der GOAT Simone Biles? Das, was sie immer tut: übermenschlich turnen und die Konkurrenz hinter sich lassen. Auf dass bei den kommenden Wettkämpfen noch mehr Stars auf der Tribüne sitzen können.
3 - Ticketjagd
Die Olympischen Spiele sind für viele Sportfans ein großer Anziehungspunkt. Kein Wunder sind die Tickets nur schwer zu ergattern im Vorfeld. Einige versuchen sogar bis zuletzt ihr Glück und hoffen auf Tickets an der Tageskasse. So auch viele Angehörige der Olympioniken. Schließlich können viele von ihnen nicht schon Monate im Voraus wissen, ob und vor allen Dingen wann ihre Familienmitglieder antreten. Viele Verbände halten deshalb ein gewisses Kartenkontingent für solche Fälle bereit. Allerdings deckt das oft nicht alle Wünsche ab und so müssen immer wieder Fans und Freunde enttäuscht den Rückweg von der Arena antreten.
Besonders ärgerlich ist das, wenn man bedenkt, dass bei der Männerqualifikation im Turnen einige Hundert Plätze in der Arena gar nicht besetzt waren. Gerade im VIP- beziehungsweise Partnerbereich auf der Tribüne herrscht an den ersten Wettkampftagen gähnende Leere. Das tat der Stimmung in der Halle zwar keinen Abbruch, ist aber definitiv nicht im Sinne des Erfinders.
2 - Staatsfeind Nummer 1
Zugegeben, die Überschrift klingt etwas martialisch, aber ein bisschen Wahrheit steckt schon dahinter. Wer zurzeit in Paris unterwegs ist, der merkt, Frankreich hat aufgerüstet. Nicht aus Angst vor der Masse an gutgelaunten Olympiatouristen, sondern wegen einzelner, möglicherweise gefährlicher Personen. Besonders zu spüren war dies rund um die Eröffnungsfeier auf und an der Seine. Hier herrschten besonders strenge Sicherheitsmaßnahmen - denen leider auch ich zum Opfer fiel. Aber der Reihe nach. Bei Olympia gibt es sogenannte High-Demand-Veranstaltungen, wie die Eröffnungsfeier, für die dann die Akkreditierung alleine nicht mehr als Zutrittsticket ausreicht. Man benötigt dann ein zusätzliches Ticket, das in einem Auswahlverfahren verteilt wird. Hier hatte ich Glück - zumindest zunächst. Drei Tage vor Olympiastart flatterte die positive Nachricht in mein E-Mail-Postfach.
Wenig später wurde es dann aber hektisch. Lediglich bis 14 Uhr am Tag der Eröffnungsfeier konnte ein Sticker, der ebenfalls zusätzlich benötigt wird, im Main Press Center abgeholt werden. Das gaben die französischen Sicherheitsbehörden so vor. Kurzum buchte ich meinen Zug um, um diese Deadline halten zu können. Wenige Stunden, bevor ich allerdings in Paris aus dem Zug steigen sollte, kam die Hiobsbotschaft. Die französischen Sicherheitsbehörden stornierten mein Ticket für die Eröffnungsfeier. Das wurde mir telefonisch mitgeteilt. Grund dafür sei, dass ich lediglich eine Spezialakkreditierung fürs Turnen hätte, und der Zugang zur Eröffnungsfeier sei nur für vollakkreditierte Medienvertreter möglich.
Welche Gefahr die Sicherheitsbehörden hinter Turn-Medienvertretern vermuten, bleibt mir verborgen, aber das Wichtigste war ohnehin: Dass die Eröffnungsfeier reibungslos ablief. Davon konnte ich dann völlig entspannt in Reihen der schwäbischen Turnfamilie im Deutschen Haus überzeugen.
1 - Olympischer „Kofferträger“
Olympia ist ja auch immer ein bisschen eine Gepäckschlacht. 17 Tage, diverse Veranstaltungen und Arbeitsmaterial: Wie bekomme ich das nur in meinen Koffern unter?, frage ich mich als Medienvertreter. Und jetzt stellt euch mal vor, ihr seid aktiver Sportler. UWV, das ist die Abkürzung für „unmittelbare Wettkampfvorbereitung“, in Kienbaum, Medientag in Frankfurt und dann direkt die Abfahrt nach Paris, eine Woche vor den Spielen. Da kommen locker vier bis sechs Wochen zusammen, in denen man aus dem Koffer beziehungsweise aus der Sporttasche leben muss. Und das alles, bei bis zu zwei Trainingseinheiten am Tag. Logisch, dass das Gepäck dann am Ende auch nicht einfach mal so ins Auto passt.
Aber wozu gibt es denn die lieben Kolleginnen und Kollegen. Wenige Tage vor dem Auftakt geht dann traditionell die Suche nach Mitfahrgelegenheiten für das Sportler-Gepäck los. „Wann fährst du noch mal nach Frankfurt? Und mit welchem Auto? Hast du noch Platz im Kofferraum?“, sind dann die meistgestellten Fragen. Manchmal geht es dabei auch gar nicht so sehr um den Platz, sondern um den Zeitpunkt. Ein Kollege durfte im Jahr 2016 zum Beispiel kurz vor den Spielen ein Paar Schuheinlagen für eine Tennisspielerin mit nach Rio nehmen. Und damit auch genauso wie ich, das Gefühl haben, einen kleinen Teil zum Erfolg des Teams Deutschland beigetragen zu haben.