Nach dem ersten großen Lockdown ab März, folgte im November der Lockdown-Light. Und auch dieses Mal leiden wieder die Vereine unter der neuen Verordnung. Nach allen Anstrengungen der letzten Monate und Wochen, wurde der Breitensport wieder gänzlich ausgesetzt. Die Stimmung der Ehrenamtlichen – sie sind gefrustet.
Wir haben mit Britta Hagenmüller von der SV Remshalden (Turngau Rems-Murr) über die momentane Situation gesprochen.
Britta ist eine von drei Abteilungsleiterinnen Fitness und Tanz und zuständig für Sportangebote und Trainer. Zudem ist sie P-Übungsleiterin und bietet seit September 2020 Rehasport Orthopädie an. Darüber hinaus hat sie das ATP (Alltags Trainings Programm) in die SVR geholt.
Britta, wie sieht die Situation bei euch im Moment aus?
Auch bei uns finden momentan wieder keine Kurse und Sportangebote statt. Das Einzige was läuft sind vier Stunden Rehasport, die ich gebe und eine unserer Übungsleiterinnen gibt einen Online-Zumba-Kurs.
Wie ist bei dieser Lage die Stimmung unter den Ehrenamtlichen?
Wir sind alle ziemlich frustriert. Alles ist wieder super angelaufen, wir haben uns ins Zeug gehängt und dann kam der zweite Lockdown. Wir haben so viel Energie in die Hygienekonzepte und Gespräche mit der Gemeinde gesteckt und nachdem alles gepasst hat, durften wir wieder nicht mehr. Das ist sehr traurig, vor allem weil wir nicht glauben, dass es im Dezember weitergeht.
Hinzu kommt, dass wir mit einem Kurssystem arbeiten, bei der die Teilnehmer für zehn Kursstunden bezahlen. Wir konnten bisher erst fünf Stunden anbieten. Da hoffen wir natürlich, dass uns die Teilnehmer trotzdem treu bleiben und nicht kündigen. Im Endeffekt entwickeln sich dadurch auch Existenzängste für den Verein, aber auch für Übungsleiter. Ich kenne z.B. zwei Trainerinnen, die in verschiedenen Vereinen als Übungsleiterin tätig sind. Für sie ist seit März ihr gesamtes Einkommen weggebrochen und sie können keine Kurzarbeit anmelden und das ist natürlich existenzbedrohend.
Merkst du in dieser Situation dann einen großen Schwund an Ehrenamtlichen?
Nein das nicht, aber die Situation ist frustrierend und die Trainer haben keine Lust mehr. Sie haben alles versucht möglich zu machen und jetzt wurde wieder alles gestrichen und es ist kein Ende in Sicht. Trotzdem bleiben sie ihrem Sport treu. Ich bekomme aber auch mit, dass Menschen, die sich überlegt hatten ein Ehrenamt aufzunehmen, es sich zweimal überlegen. Trainer starten nicht wie geplant bei uns, sondern suchen sich einen sicheren Job.
Wie hat sich dein Ehrenamt durch Corona verändert?
Ich habe in unserer Abteilung die Aufgabe der Corona-Beauftragten übernommen und bin Ansprechpartnerin für Trainerinnen und Vorstand. D.h. meine Aufgaben haben sich stark verändert und ich bin oft an meine Grenzen gestoßen. Ich musste so viel lesen, auch juristische Sachen, und wenn ich dachte ich hab die neueste Corona-Verordnung verstanden, kam jemand der es anders auslegte oder es gab noch eine Sport-Verordnung dazu. Ich dachte oft, dass ich nicht mehr hinterherkomme und musste laufend die Trainer und ihre Gruppen informieren.
Unserem Vorstand erging es da ähnlich. Er musste zuerst ein Hygienekonzept erarbeiten, hat Gespräche mit der Gemeinde geführt, die in unserem Fall sehr vorsichtig war, sodass wir um alles hart kämpfen mussten. Von Seiten der Gemeinde gab es auch keine finanzielle Unterstützung, Desinfektionsständer und zusätzliche Reinigungskräfte musste beispielsweise unser Verein bezahlen. Die Masse an Zusatzaufgaben zehrt sehr an unserem ehrenamtlichen Vorstand und kostet ihn viel Kraft.
Wie viel Zeit hat dich das Ehrenamt durch die zusätzlichen Aufgaben mehr gekostet?
Ich habe pro Woche etwa die doppelte Zeit gebraucht als vor Corona. Da ich noch „normal“ arbeite, war das meist ein Balanceakt. Geschafft habe ich das nur, weil zu dieser Zeit meine Sportkurse ausgefallen sind.
Was motiviert dich, bei diesem zusätzlichen Aufwand?
Das Dankeschön der Teilnehmer, die sich freuen, wenn ihre Sportstunden endlich wieder stattfinden. Die Freude der Teilnehmer mich zu sehen und auch dass man einfach wieder Zeit miteinander verbringen kann.
Was wünschst du dir in der Zukunft an Unterstützung?
Am Anfang waren alle total überfordert und man musste alleine mit allem zurechtkommen. Es gab nirgends eine Info, was man zu tun hat oder wie was funktioniert. Ich würde mir wünschen, dass es in Zukunft eine schnellere Hilfe gibt, an die man sich wenden kann und die einen beispielsweise bei der Erarbeitung der Hygienekonzepte unterstützt.
Gewusst?
Am 5. Dezember ist der internationale Tag des Ehrenamts. Deshalb wollen wir uns für euren unermüdlichen Einsatz, besonders auch im Corona-Jahr 2020 bedanken! Ihr tragt in den Vereinen durch euren Einsatz, eure Ideen und euer Engagement zur Gesundheit der Gesellschaft bei und haltet die Sportlandschaft am Leben. Danke für euer Engagement und euer Ehrenamt für Turnen und Sport!