Warum ist Prävention wichtig?

In Vereinen mit einer klar kommunizierten "Kultur des Hinsehens und der Beteiligung" ist das Risiko für alle Formen sexualisierter Gewalt signifikant niedriger. - Studie "Safe Sport" (2016)

 

Prävention schafft...

⇒ Vertrauen der Sportlerinnen und Sportler

Sicherheit für Kinder und ihre Eltern

Abschreckung gegenüber Täter und Täterinnen. Klare Ansage: 'Bei uns nicht'

Täterinnen und Täter meiden häufig Vereine, die sich öffentlich mit den Themen Kinder- und Jugenschutz sowie Gewaltprävention auseinandersetzen. Deshalb ist es unerlässlich,  Gewaltausübung gegenüber Kindern und Jugendlichen zum Thema zu machen und alle im Verein dafür zu sensibilisieren.

Wie kann ich als Verein aktiv werden?

Abgeleitet aus den Empfehlungen der Deutschen Sportjugend (DSJ) und der Württembergischen Sportjugend (WSJ) haben wir im Folgenden die wichtigisten Bausteine für gelungene Präventionsarbeit in eurem Verein zusammengefasst.


Das Thema Gewalt enttabuisieren

Es ist essentiell wichtig, dass im Verein ein Problembewusstsein in Bezug auf die Ausübung von Gewalt herrscht (unabhängig ob psychisch, physisch oder sexualisiert), um entsprechende Situationen zu erkennen und dementsprechend darauf reagieren zu können. Je besser das Thema im Verein kommuniziert wird, desto einfacher ist es für Betroffene, sich jemandem anzuvertrauen. Dies wiederum hat zur Folge, dass potenzielle Täter abgeschreckt werden. 

Kinder stärken

Kinder haben Rechte! Aber nicht alle Kinder kennen ihre Rechte. Daher sollten Mitarbeiter*innen des Sportvereins bei Gelegenheit mit den Kindern über ihre Rechte auf Gewaltfreiheit und sexuelle Selbstbestimmung sprechen. Darüber hinaus ist es wichtig, dass zwischen Kindern und Jugendlichen und den Mitarbeitern*innen des Vereins ein vertrauliches Verhältnis besteht, denn es sollte für sie kein Problem darstellen, um nach Hilfe und Rat zu fragen. Dazu gehört allerdings auch, dass die Stimme der jungen Menschen gehört und ernst genommen werden muss.

Es besteht außerdem die Möglichkeit das Thema "Kinder stärken" aktiv in eure Sportprogramme mit einzubauen. Einen Literaturtipp dazu findet ihr hier. 

Positionierung im Verein

Schutzbeauftragte benennen

Um Prävention sexualisierter Gewalt in der Strukur des Vereins zu verankern, ist die Benennung von Beauftragten mit dem Aufgabenfeld Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt ratsam. Optimal findet ihr ein Team von zwei verlässliche Personen- (weiblich/männlich) , die sich als Ansprechpersonen für eure Vereinsmitglieder zur Verfügung stellen und eventuell Aufgaben übernehmen

Beispiele:

  • Sie sind vertrauensvolle Ansprechpartner für Betroffene und diejenigen, die etwas beobachtet haben und leiten im Falle eines Verdachts entsprechende Interventionsschritte ein.
  • sie koordinieren die Präventionsmaßnahmen im Verein (Estellen Schutzkonzept, Leitfaden, ...)
  • sie erweitern ihr Wissen zum Thema und geben es an den Verein weiter
  • sie knüpfen Kontakt zu Fachberatungen

Verankerung in Satzung

Die Satzung bildet das "Grundgesetz" eines jeden Sportvereins. Daher sollte in dieser eine Passage zum Thema Kinder- und Jugendschutz bzw. Gewaltprävention verankert sein um die Haltung des Vereins nach innen und außen zu präsentieren. Einen Formulierungsvorschlag findet ihr hier.

Schutzkonzept

Ein umfassendes Präventions- und Schutzkonzept im Sport zeichnet sich dadurch aus, Schutzmaßnahmen zu implementieren, die auf verschiedenen Ebenen ansetzen und somit alle Beteiligten in Ihrem Verein in die Pflicht nehmen, den Kinderschutz einzuhalten. Sowohl strukturelle als auch pädagogische Maßnahmen sollten dabei berücksichtigt werden.

Mit einem systematischen Konzept haben sowohl Kinder und Eltern ein Bewusstsein für das Thema und das Wissen über die Zuständigkeiten innerhalb des Vereins. Den Übungsleiter*innen bietet es mehr Handlungssicherheit im Umgang mit Kindern und Jugendlichen und kann sie vor Pauschalverdächtigungen schützen.

Good Practise aus den STB Vereinen:

Arbeitshilfen zur Konzepterstellung der WSJ

Persönliche Eignung

Das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis für Trainer*innen und Übungsleiter*innen

Die Einsichtnahme in das erweiterte Führungszeugnis kann als ein weiterer Bestandteil eines umfassenden Präventionskonzepts dienen. Die Vorlage eines erweiterten
Führungszeugnisses gibt Vereinen mehr Sicherheit, es sollte nicht die Frage im Vordergrund stehen, ob es eine rechtliche Verpflichtung gibt, sondern was notwendig, sinnvoll und machbar ist, um die Kindern und Jugendlichen im Verein zu schützen.

Das Führungszeugnis ist ein persönliches Eigentum und wird nur zur Einsicht vorgelegt. Wir empfehlen unseren Vereinen die Einsicht und Dokumentation der Führungszeugnisse von einer neutralen, juristischen Person vornehmen zu lassen.

    Qualifizierung Wissen und Handlungskompetenzen entwickeln

    Eine kontinuierliche Kommunikation dieser Thematik ist grundlegend für eine gelungene Prävention im Sportverein. Das bedeutet im Konkreten, dass Übungsleiter*innen regelmäßig das Thema der sexualisierten Gewalt bei Vereinssitzungen ansprechen sollen, um dessen Wichtigkeit zu verdeutlichen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit für jeden Verein, eine vereinsinterne Qualifizierung mit Referenten*innen kommunaler Präventionsstellen oder der Landessportverbände (Fortbildungen der WSJ) sowie der örtlichen Polizeikommissariate durchzuführen. Der STB bietet ein Online-Seminar speziell für Übungsleiter*innen an, um sie im Trainingsalltag zu unterstützen. Auch unser Kooperationspartner KOBRA bietet verschiedene Fortbildungen an.

    Selbstverpflichtung

    Ehrenkodex

    Ein Ehrenkodex kann sicher keine sexuellen Übergriffe verhindern, doch die Unterzeichnung des Ehrenkodex sendet ein deutliches Signal von Seiten der Vereine und Verbände in Richtung potenzieller Täter, in dem die erhöhte Aufmerksamkeit auch zur Thematik sexualisierter Gewalt imVerein verdeutlicht wird.

    Verhaltensleitfaden Sportliche Aktivitäten transparent gestalten

    Ein weiterer wichtiger Aspekt ist es, den gesamten Sportbetrieb transparent zu halten. Gerade das Stichwort Teamarbeit hilft, um eine "offene Sportstunde" zu gestalten. Diese Durchsichtigkeit hat auch in Zusammenarbeit mit den Eltern einen hohen Stellenwert. Eltern soll immer gewährleistet sein, dass sie während der Übungsstunden ihrer Kinder anwesend sein dürfen. Damit jedoch auch die Übungsleiter*innen Verhaltenssicherheit im Umgang mit Kindern und Jugendlichen entwickeln, ist es sinnvoll, einen gemeinsamen Verhaltensleitfaden aufzustellen. Dieses Regelwerk sollte gemeinsam in der Gruppe erarbeitet und regelmäßig überarbeitet werden.