Vor der deutschen Meisterschaft der Faustballfrauen, am Samstag und Sonntag in Ötisheim im Enzkreis, nördlich von Pforzheim, schweben Fragezeichen über der Öläcker-Sporthalle: Wer sind die Medaillenanwärter? Welche Rolle spielen zwei der sechs Teams, die erstmals bei einem DM-Turnier dabei sind? Schafft es der TSV Dennach, seine Favoritenrolle zu bestätigen? Kann der TSV Calw an seine Vorjahreserfolge anknüpfen?
Der TSV Dennach zeigte bisher eine makellose Hallensaison: Süd-Meister mit 32:0 Punkten und im Januar in Österreich ganz nebenbei zum achten Mal in Folge (!) Europapokalsieger. Klare Sache: Mit gewohnter Performance sind die „Pink Ladies“ Gold-Anwärter Nr. 1, zumal sicherlich viele Fans die nur 30 km lange Anfahrt innerhalb des Enzkreises auf sich nehmen werden. Die Voraussetzungen, dass sich dies lohnt, sind gegeben: „Wir sind in kompletter Besetzung dabei“, berichtet Spielertrainerin Anna-Lisa Aldinger, die sich als gelernte Abwehr- und Zuspielerin auf der Position vorn rechts etabliert hat. Hier kann sie Hauptangreiferin Sonja Pfrommer optimal unterstützen, denn die beiden vielfachen Weltmeisterinnen verstehen sich blind. Die letzten Wochen wurde das Training noch etwas intensiviert. Aldinger bleibt aber vorsichtig bezüglich einer Prognose, denn die letzte Medaille „indoor“ gab es 2018 – damals Gold. „Ich würde mir wünschen, wieder mal ein Hallenfinale spielen zu dürfen.“
Das haben die Frauen des TSV Calw bei den letzten drei DM-Turnieren geschafft, obwohl sie in der regulären Bundesligarunde im Süden meist die „zweite Geige“ hinter Dennach spielen. So auch in dieser Runde. Aber mit den Titelgewinnen 2019 und 2020 sowie Platz 2 im Vorjahr (2021 fiel die Saison aus) waren die „Löwinnen“ immer auf den Punkt fit. In diesem Winter unterlag Calw zwei Mal gegen Dennach. In der Vorbereitung wollte Calws Trainerin Melanie Münzenmaier noch Aufstellungsvarianten ausprobieren. Offen ist, inwieweit die seit Monaten lädierte rechte Schulter von TSV-Hauptschlagfrau Henriette Schell hält. Dies ist sicherlich eine Grundvoraussetzung, um an die Vorjahre anknüpfen zu können.
Aber die Hessestädterinnen wissen, wie „DM“ funktioniert. Sie nehmen zum 23. Mal (Halle und Feld) seit 2010 teil und müssen sich in der Vorrunde mit starken Gegnern auseinandersetzen: Der Ohligser TV, angeführt von der großgewachsenen Schlagfrau Jacqueline Börste, ließ als Aufsteiger sensationell die Altmeisterinnen aus Ahlhorn und Schneverdingen hinter sich. Die Nordrhein-Westfälinnen aus dem Solinger Stadtteil Ohligs wurden Nord-Meister und bringen frischen Wind ins DM-Geschehen, das seit Jahren von Dennach, Calw, Ahlhorn und Schneverdingen dominiert wird. Titelverteidiger TV Jahn Schneverdingen ist der zweite Calwer Gegner: Beide trafen bei den letzten zwei Finalturnieren gleich vier Mal auf einander: 2020, in Schneverdingen, gewann Calw in Vorrunde (3:2) und Endspiel (3:1). 2022 in Moslesfehn drehten die „Heidschnucken“ den Spieß um (Vorrunde 2:3, Finale 1:3). IN Gruppe A ist ein enges Rennen um den Halbfinaleinzug zu erwarten, ein Favorit nicht auszumachen.
Anders in Gruppe B: Krasser Außenseiter ist der TSV Ötisheim, der als Gastgeber seine Startberechtigung für ein „einmaliges Erlebnis nutzen und es den Gegnern so schwer wie möglich“ machen will, so Kapitänin Irina Kuhn. Doch auch mit der erfahrenen Schlagfrau Marie-Therese Rothmaier und dem gewieften Trainer Kolja Meyer sowie dem Heimpublikum im Rücken wäre ein Sieg von „Aize“, nur Siebter der Südstaffel, eine Sensation. Alle Achtung: Im Liga-Hinspiel beim TSV Dennach luchsten die Ötisheimerinnen den Pink Ladies immerhin zwei Sätze ab. Dennoch: Der TSV Dennach und der Ahlhorner SV haben beste Karten, in die Halbfinals am Sonntag einzuziehen und vielleicht am Ende über Gold zu jubeln.