Der Vormärz und die Revolution 1848/49

Die Entstehung der ersten schwäbischen Turnvereine

In der Zeit des Vormärz und der Revolution 1848/49 entstanden die ersten Vereine. Es folgen ein paar Gründungsgeschichten von Revolutionsvereinen:

Als Vorläufer der Turngesellschaft bestand in Reutlingen schon 1841 eine Turnanstalt. Turnlehrer W. Fischer kommt das Verdienst zu, Die Einführung und Förderung des Turnens vorangetrieben zu haben. "Fischer darf wohl als der eigentliche Gründer dieser Turngesellschaft bezeichnet werden". Der älteste Nachwies über die Gründung fand sich in einem Kassenbuch beginnend im November 1843, worin die Namen von 24 Mitgliedern verzeichnet waren. Neben dem Turnen wurden volkstümliche Spiele betrieben. Doch nicht nur körperliche Übungen standen im Vordergrund. Der vierstimmige Gesang wurde ebenso gepflegt wie das Literaturstudium, für das eigens eine Bibliothek aufgebaut wurde.
Wanderungen und Turnfahrten rundeten die Aktivitäten ab. Daneben wurde aber auch für das Allgemeinwohl Sorge getragen. Die Turner setzten sich für den Aufbau der Feuerwehr ein und schufen eine Lösch- und Rettungsmannschaft.

Ein wichtiges Anliegen der Turnvereine bestand darin, untereinander Verbindung herzustellen und sich auszutauschen. Zu diesem Zweck fand auf Anregung von Johannes Buhl aus Gmünd 1845 das "erste württembergische" Turnfest in Reutlingen statt, das auch von Turnern aus anderen Staaten besucht wurde.
Dieses vielbeachtete Treffen bildete den Auftakt zu weiteren gemeinsamen Aktivitäten.

Innerhalb des Reutlinger Vereins kam es zwischenzeitlich zu Streitigkeiten. 1846 traten unter Führung von Fischer 13 Mitglieder aus und bildeten unter dem Namen "Turnverein einen neuen Zusammenschluss. Der alte Verein, die Turngesellschaft nahm die Bezeichnung"Turnergemeinde" an. 1848, im selben Jahr als die Bürgerwehr eingerichtet wurde, schlossen sich beide Vereine wieder zusammen.
Die Reutlinger Turner bekannten sich im Verlauf der politischen Auseinandersetzungen der Jahre 1848/49 zu einer radikal-demokratischen Richtung. Im März 1849 wurde beschlossen "sich dem Hanauer Democratischen Turnerbund zu unterstellen".
Bei dem in Reutlingen abgehaltenen Turntag der schwäbischen Turnvereine am 9. April 1849 sprach sich der Verein auch für die "Politik" und den "Anschluss an den Landesausschuss der Märzvereine" aus. Diese Entscheidungen des Vereins tauchten in den Akten der Behörden nach dem Scheitern der Erhebung auf.Aus den eingeforderten "Papieren", den Protokollen, Rechnungen und Statuten des Vereins, wurden "Verfehlungen" herausgezogen und aufgelistet. So finden sich Einträge über eine Sammlungsaktion des Vereins "für die in Freiburg verhafteten Württemberger" neben dem in einem Inventar aufgelisteten Besitz eines "Hecker Bildnisses". Ebenso erscheint ein Schreiben der "Turngemeinde Cincinnati" vom 25. September 1849, dem ersten Turnverein auf amerikanischem Boden, mit der "Aufforderung zu gemeinsamen Handeln für die Freiheit" mit "Unterstützung von Seiten der amerikanischen Turner und Turnvereine" in den Akten.
Nach Angaben der Behörden aus dem Jahr 1853 ("ein Verein besteht nicht mehr"), muss sich der Verein zeitweilig aufgelöst haben. Ab 1860 ist wieder von Aktivitäten des Vereins zu berichten.

Auszüge aus:
Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg (Hg.);
Brigitte Haug (Verf.) "... auf dem neuen Turnplatz der Politik...".
Turnen in der Revolution von 1848/49 in Baden und Württemberg

 

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