Stuttgart ist nicht nur das Herz von Baden-Württemberg, sondern der Turngau hier gehört auch zu den mitgliederstärksten Gauen im Schwäbischen Turnerbund. Mit 168 Vereinen und den dazugehörigen 89 850 Mitgliedern kann diese Zahl kein Gau überbieten. Darauf ist Präsident Joachim Roth ziemlich stolz. Flächenmäßig gehören das Stadtgebiet Stuttgart, der komplette Landkreis Böblingen, zwei Städte auf den Fildern (Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen) und auf der anderen Seite Richtung Ludwigsburg noch Gerlingen und Korntal dazu. Die vier zuletzt genannten Städte gehören kreismäßig zwar nicht hinzu, haben aber vor langer Zeit den Antrag gestellt, dass sie zu Stuttgart gehören möchten.
Der Turngau Stuttgart wurde anfangs gemeinsam mit dem heutigen Turngau Neckar-Teck gegründet. Es gab 1847 eine Turnfahrt von vier Vereinen zur Katharinenlinde bei Esslingen. Dabei waren unter anderem der MTV Stuttgart und der TV Cannstatt dabei. Zunächst trat dieser als Stuttgarter-Gau und 1860 dann als Mittel-Neckar-Gau auf. Zusammen mit dem Turngau Teck, dem Schurwald-Gau und dem Georgii-Gau entstand 1934 der Kreis Stuttgart. Daraus haben sich in den Folgejahren die heutigen Turngaue Stuttgart und Neckar-Teck entwickelt. Man kann quasi sagen: Zusammen gegründet und dann wieder entzweit.
Turnerinnen des MTV Stuttgart als Aushängeschild
In der Landeshauptstadt haben sie Wettkämpfe in allen Fachbereichen des STB. In manchen Bereichen sind die Wettkämpfe in Kooperation mit anderen Turngauen. Beispielsweise in der Gymnastik arbeiten sie mit Neckar-Teck zusammen. Hinzu kommt Rope Skipping: Das macht kein Gau alleine, sondern immer in Zusammenarbeit. „Letztes Jahr hatten wir die Meisterschaften in Stuttgart, aber wir hatten aus allen möglichen Turngauen Teilnehmer da. Sprich das bietet ein Gau an, und da gehen dann alle hin“, erklärt der Präsident.
Hier in Stuttgart ist das Kunst-Turn-Forum des STB zu Hause. Es wurde im Jahr 1999 eröffnet und ist seitdem ein Bundesstützpunkt und Landesleistungszentrum im Bereich Gerätturnen männlich und weiblich. Hier trainieren die besten Athleten ihrer jeweiligen Altersklassen aus den unterschiedlichsten Vereinen gemeinsam. Unter anderem turnt hier die Frauenmannschaft des MTV Stuttgarts, eines der Aushängeschilder des Turngaus. Die Gruppe mit Turn-Queen Elisabeth Seitz befindet sich aktuell vorne in der ersten Bundesliga.
Ein gutes Angebot gibt es auch in Sachen Aus- und Fortbildungen. „Wir bieten viele Aus- und Fortbildungen im Freizeitsport, aber auch eine Menge im Wettkampfsport und bei den Kampfrichtern an. Vor allem bei den Kampfrichterausbildungen haben wir immer übervoll“, betont Roth. Allgemein kommen auch viele Leute aus anderen Turngauen.
Tobetage und Anfänge des EnBW DTB Pokals
Zu den jährlichen Veranstaltungs-Highlights gehören die Tobetage im Freizeitsport. Im Vorfeld werden die Vereine gefragt, ob sie Interesse haben und der Turngau richtet das Event dann mit ihnen gemeinsam aus. Bei den Tobetagen räumen die Mitglieder die Geräteräume aus und bauen Stationen auf, bei denen die Kinder sich austoben können. Dabei geht es vor allem um Klettern, Springen und Spaß an und mit Turngeräten. Das Präsidium ist gerade dabei, eine Turngau-Gala auf die Füße zu stellen. Das klappt dieses Jahr aber wahrscheinlich nicht mehr, wird aber nächstes Jahr intensiv in Angriff genommen.
Ein wichtiger Termin war vor allem früher der EnBW DTB Pokal. Ehemals war das Konzept so, dass so gut wie alle Mitarbeitenden und Helfenden aus dem Gau kamen. „Wir haben praktisch in unseren Vereinen gesucht und die Leute in den verschiedensten Bereichen gestellt - vom Erfrischungsdienst bis zur Dateneingabe der Kampfrichternoten“, erzählt Roth. Der TV Echterdingen beispielsweise hatte immer die Aufgabe vom Gerätedienst. Roth, der mittlerweile seit 2001 im Amt vom Präsidenten ist, war schon damals immer in irgendeiner leitenden Position tätig: „Ich habe so ziemlich alles gemacht, von der Wettkampfleitung bis zum Bedienen der Anzeigetafel.“
Mitbegründer der GYMWELT
Mitgegründet hat der Turngau auch die GYMWELT. Sie waren die, die gemeinsam mit dem STB 2012 die erste hauptamtliche Stelle finanziert und dieses Konzept ins Leben gerufen haben. Die Stelle war dazu da, um die GYMWELT zu etablieren. Davon profitierte nicht nur der STB: „Wir waren der Turngau, der am Anfang die meisten GYMWELT-Vereine hatte.“ Zu diesem Konzept gehören Fitness, Gesundheit, Tanz, Vorführungen und Natursport. Ziel ist es, der Bevölkerung die vielfältigen gesundheitsfördernden Bewegungsangebote nahezulegen und sie zur Teilnahme zu motivieren. Mittlerweile nehmen einige andere Turngaue am Konzept teil.
Ein großes Ziel hat Präsident Roth noch: Er möchte den Jugendausschuss wieder einführen. Bisher gibt es leider zu wenig junge Leute, die das machen wollen. Dennoch lassen sich immer Menschen zusammenfinden, die bereit sind, mitzuarbeiten, wenn Hilfe benötigt wird. Das sei etwas, was den Turngau auszeichne. „Dieses Miteinander und die Unterstützung, die man fast immer bekommt, motivieren mich persönlich auch unheimlich. Es macht schon Spaß, im Turngau zu arbeiten“, betont Roth. Auch im kleinen Präsidium kennen sich die Leute untereinander schon lange und die Zusammenarbeit läuft super.