Beim Turngau Ulm an der bayrischen Grenze gab es in den letzten Monaten eine Veränderung: ein neuer Präsident. Der bisherige Präsident Martin Ansbacher legte sein Amt nieder, da er nun Oberbürgermeister von Ulm ist. Der „Neue“ ist im Gau aber vielen schon ein Name. Markus Weber war sechs Jahre lang Geschäftsführer des Turngaus. Jetzt wurde er am 21. April frisch für das Amt des Präsidenten gewählt. Der 57-Jährige hat von nun an die Verantwortung für 144 Vereinen mit insgesamt 65 568 Mitgliedern.
Für Weber war es eine leichte Entscheidung, sich aufstellen zu lassen: „Ich habe mir das überlegt und selbst gemerkt, dass ich die Abläufe und Aufgaben ja schon kenne. Ich konnte es mir gut vorstellen, weil wir ein gutes Team haben und ich die Leute alle schon persönlich kenne.“ Sport hat ihn sowieso schon sein ganzes Leben begleitet. Weber war im Fußball aktiv, erst als Spieler und dann als Trainer im Jugend- sowie Aktivenbereich. Darüber hinaus war er zehn Jahre lang im Scouting-Team von Hertha BSC Berlin. Durch seine Frau ist er zum Turnen gekommen und im Moment ist er außerdem Übungsleiter einer Seniorensportgruppe bei der TSG Söflingen. Den Job als Geschäftsführer des Turngaus übernahm er 2017 und baute sechs Jahre lang die Geschäftsstelle und das Team auf. Dann hatte er bis zum jetzigen Amt ein bisschen Pause – in dieser Zeit betreute Weber die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für den Turngau kommissarisch.
Ziele für die nächsten Jahre klar formuliert
Der 57-Jährige und sein Team haben sich Ziele gesetzt, die sie auch umsetzen möchten. „Mir liegt vor allem das Vereinsleben am Herzen, also in den Vereinen mitzuwirken. Damit die Sportvereine auch gut aufgestellt sind und vielleicht vorausschauend denken“, betont Weber. Er möchte das Ehrenamt unterstützen und bei der Suche nach Übungsleitenden behilflich sein. Dabei müsse die Aus- und Fortbildung für Übungsleitende intensiviert werden. „Wenn du keine Übungsleiter mehr hast, kannst du keine Stunden mehr anbieten, sprich, du hast kein Sportangebot und keinen Verein mehr. Das will ja keiner. Wir möchten mit dem STB zusammen in den Aus- und Fortbildungen nochmals Gas geben“, gibt der Präsident klar die Marschroute vor. Inklusion und Integration sind weitere Themen, die der Turngau in den kommenden Jahren noch mehr angehen möchte.
Vier Leistungszentren und besondere Veranstaltungen
Sehr weit vorangeschritten sind die vier Leistungszentren, die es im Gerätturnen männlich und weiblich, Aerobic und Rhythmischen Sportgymnastik gibt. In den Zentren entstehen Kadersportler und Olympiateilnehmende. Als Standort für ein Leistungszentrum eignet sich die Stadt besonders, da sie gut zu erreichen ist und ein gutes Einzugsgebiet hat. „Wir liegen an der A8, A7, B28 und an der B10. Kurze Anfahrtswege sind heutzutage ganz wichtig. Darüber hinaus haben wir ein gutes Schulsystem“, erklärt der Präsident. Es gibt für die Athleten speziell eingerichtete Sportklassen. Schule und Sportstätte liegen sich gegenüber, sie müssen quasi nur über die Straße gehen. Ein weiterer großer Punkt, worauf der 57-Jährige sehr stolz ist, sind die qualifizierten Trainer in den Zentren. In der Rhythmischen Sportgymnastik ist es Magdalena Brzeska, die 26 Mal Deutsche Meisterin in dieser Sportart war. Hier verzeichnet der Gau auch regelmäßig Nachwuchserfolge. Im Gerätturnen ist der Cheftrainer Zoltan Szabo im Amt. Ein weiteres Aushängeschild als Trainerin ist im Aerobic Anke Beranek. Ihre Gymnastinnen holen Titel in sämtlichen deutschen Meisterschaften und internationalen Wettkämpfen.
Nicht nur bei Erfolgen, sondern auch in Sachen Veranstaltungen hat der Gau einiges zu bieten. Beispielsweise das Frauenfrühstück oder den Wandertreff am Vatertag. Einmalig in Ulm ist die Matinee der Bewegung. Hier treten Breiten- und Leistungssportgruppen im Ulmer Theater auf. Die Aufführungen bestehen aus Show, Turnen, Tanzen, Aerobic, Rhythmische Sportgymnastik, Rope Skipping und Schauspiel. Dann gibt es noch den sogenannten Gymixed. Dabei treten in einem Show-Wettkampf internationale und regionale Kunstturner gegeneinander an. Neben diesen großen Veranstaltungen gibt es die ganz normalen Wettkämpfe, unter anderem im Gerätturnen oder Rope-Skipping. „Mehr geht eigentlich von den Kapazitäten gar nicht. Da bräuchte man wieder mehr und neue Leute im Turngau, die sich engagieren wollen“, erzählt Weber.
Leute animieren, sich im Ehrenamt zu engagieren, gehört auch zu einem der Ziele, die Weber in seiner Position anstreben möchte. Das sei in den vergangenen Jahren eine Herausforderung gewesen und werde auch in der Zukunft noch eine sein. Hundertprozentiges Engagement ist für Weber dabei aber selbstverständlich: „Mich interessierte, und ich habe in den sechs Jahren als Geschäftsführer Herzblut fürs Turnen entwickelt. Mir liegt das sehr am Herzen und ich arbeite außerdem gerne mit Leuten zusammen, egal ob jung oder alt.“
Das Team beim Turngau Ulm ist ziemlich jung und dynamisch. Sie haben den Generationswechsel hinter sich. Mit Blick in die Zukunft möchte sich Weber nicht festlegen: „Manchmal muss man kurzfristig darauf reagieren und manchmal langfristig. Man muss nicht immer alles schlecht reden und kann aus etwas Schlechtem auch etwas Positives machen.“
Es tut sich etwas im Turngau und eventuell kann er sich auch schon auf etwas Großes freuen: Im Raum steht, dass Ulm das Landesturnfest 2032 ausrichten wird. Ob es am Ende so kommt? Präsident Weber hofft es und sie arbeiten auf jeden Fall darauf hin.