Markus, im Mai 2021 bist du zum Präsidenten des Schwäbischen Turnerbunds gewählt worden. Welche Ereignisse in den vergangenen drei Jahren sind dir in diesem Amt besonders im Gedächtnis geblieben?
Ja, natürlich muss ich da zunächst die Corona-Pandemie nennen. Der Sport insgesamt und das Turnen im Speziellen waren dadurch in einer nie dagewesenen Situation und es war für uns und für mich als Präsident und natürlich auch für das gesamte Präsidium eine große Herausforderung. Wir wussten ja nicht, wie lange dieser Zustand dauern würde. Und deshalb mussten wir auch Entscheidungen fällen, die sehr schwerfielen, wie zum Beispiel die Absage des EnBW DTB Pokals oder des Landesturnfests 2020 in Ludwigsburg - auch wenn das vor meiner Präsidentschaft gewesen ist.
Als Zweites ist unser 175-Jahr-Jubiläum zu nennen. Es war herausragend, dass wir das in unserer Gründungsstadt Esslingen am Neckar feiern konnten und dort auch noch das Landeskinderturnfest veranstaltet haben.
Ebenso ist mir das Landesturnfest 2024 in Ravensburg im Gedächtnis geblieben. Das war insofern eine historische Veranstaltung, dass wir nach zwei schönen Turnfesttagen den Abbruch aufgrund der Wetterbedingungen verkünden mussten. Umso schöner ist es, dann auch zu erkennen, dass unsere verfrühte Abreise vom Turnfest in Ravensburg und Umgebung etwas vermissen ließ. Zunächst hatten die Turnfestteilnehmer besonnen reagiert und einige sogar noch vor Ort mitgeholfen. Und inzwischen können wir nicht ohne Freude verkünden: Wir holen die ausgefallen Tage beim Landeskinderturnfest 2025 in Ravensburg nach.
Nicht vergessen darf man auch die jüngsten Erfolge bei den Olympischen Spielen in Paris.
Auf jeden Fall. Hier darf man übrigens nicht nur die Sportlerinnen und Sportler beglückwünschen, sondern das gesamte Team. So ein Erfolg hat viele Mütter und Väter. Auf diese gesamte Leistung dürfen alle daran Beteiligten im Schwäbischen Turnerbund stolz sein. Der erstmalige Olympiasieg einer Sportlerin aus unserem Verbandsgebiet ist als historisch einzuordnen.
Kehren wir zurück zu deinem Amt als Präsident. Du hattest in diesen Situationen ja eine ganz andere Vita als deine Vorgänger?
Meine Amtsführung war und ist sicherlich eine andere. Meine Vorgänger kamen in der Regel aus dem politischen Leben, die eine entsprechende Strahlkraft mitgebracht hatte.
Ich auf der anderen Seite komme aus der privaten Wirtschaft und habe den Verband über viele Jahre hinweg sehr gut bis intim kennengelernt und versuche, diese Breite an Erfahrungen einzubringen.
Eine meiner Maximen ist: Es gibt nicht nur den Präsidenten, als das Gesicht des Schwäbischen Turnerbunds, sondern auch die Vizepräsidenten und natürlich auch der geschäftsführende Vizepräsident repräsentieren unseren Verband exzellent. Ich denke, inzwischen haben wir ein gemeinsames Verständnis geschaffen, wie wir das Licht auf alle so verteilen, dass niemand im Schatten steht.
Nun steht am 21. September der Wahlturntag an. Wie kam es dazu, dass du der einzige Kandidat für das Präsidentenamt bist?
Nachdem ich im Mai 2021 das Amt zunächst interimsmäßig vom erkrankten Wolfgang Drexler übernommen hatte, war mir im Vorfeld des Turntags wichtig, alles Ganze einmal auf Null zu stellen. Deshalb gab es eine Findungskommission, in der ich nicht Mitglied war, da ich mir vorstellen konnte, das Amt weiterzuführen. Die Aufgabe der Findungskommission war es, die beste Lösung für dieses Amt zu finden. Vor dem Hintergrund bin ich auch stolz, dass ich dann gefragt wurde, ob ich mir eine weitere Amtszeit vorstellen könnte.
Woher nimmst du deine Motivation für dieses Ehrenamt?
Da gibt es viele Punkte: Aber einer der wichtigsten ist, dass ich die Notwendigkeit sehe, dass wir gesellschaftlich aktiv sein müssen. Gerade in der aktuellen Zeit, wo sich populistische und auch extremistische Strömungen breiter machen als wir das bisher gekannt haben.
Gehen wir mal davon aus, du wirst am 21. September im Präsidentenamt bestätigt, was können wir dann in den kommenden Jahren unter deiner Führung erwarten im Schwäbischen Turnerbund?
Letztendlich ist es mein Ziel, den Verband in seinem Motiv ”Leidenschaft für Bewegung” weiter zu prägen. Wir haben große Herausforderungen für unsere Kinder und immer größer werdende Anzahl an aktiven Älteren. Wir genießen als Turnerbund großes Vertrauen für die Sonderrolle als so divers aufgestellter Verband vom Gesundheitssport bis zu hin zum olympischen Spitzensport genauso wie von jung nach alt.
Zudem haben wir weiterhin eine große Herausforderung in der Digitalisierung. Wir müssen die Monetarisierung der digitalen Services hinbekommen. Dabei geht es nicht darum, dass wir als Verband reich werden wollen! Vielmehr ist ein planbarer langfristig ausgeglichener Haushalt die Grundlage für eine erfolgreiche Strategieumsetzung.
Außerdem geht es uns darum, das gute Image des Schwäbischen Turnerbunds weiter offensiv in die Welt hinauszutragen. Wir sind weiterhin der einzige Landesverband im Deutschen Turnerbund, der in allen vier olympischen Sportarten Bundesstützpunkte beheimatet. Und auf der Veranstaltungsseite schielen wir bereits auf eine nächste Turn-WM in Stuttgart. Dies sollte nach unseren Wünschen und Bemühungen in den nächsten fünf bis zehn Jahren klappen.
Das hört sich ja spannend an. Zum Abschluss eine eher persönliche Frage: Wenn du als Präsident des Schwäbischen Turnerbunds einen Wunsch frei hättest, was würde dir da einfallen?
Ich würde, abgeleitet aus der Schifffahrt, dem Schwäbischen Turnerbund immer so viel Wasser unter dem Kiel wünschen, dass er nicht aufsetzt. Übersetzt heißt das, dass wir immer so viel finanzielle Mittel zur Verfügung haben, dass wir die die inhaltliche Arbeit - ohne Saus und Braus - solide leisten können.
Und dann muss ich noch eine zweite Sache anfügen: Als Sportfachverband geht es natürlich auch immer um den sportlichen Erfolg. Es wäre toll, wenn wir da den eingeschlagenen, erfolgreichen Weg weiter fortsetzen könnten.
Alle weiteren Informationen zum Turntag in Ulm gibt es hier.