Zu Bess' Highlights gehören die Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang: Damals war er für die Betreuung des Kufenstüberls im Deutschen Haus zuständig; hier mit den Olympiasiegerinnen im Zweierbob Mariama Jamanka (rechts) und Lisa Buckwitz.

PERSÖNLICHkeiten: Jürgen Bess - mit (Sport-)Marketing die Leute begeistern

In der aktuellen Ausgabe des STB Magazins wird dieses Mal Jürgen Bess porträtiert. Der Sportmarketingexperte hat mit seinen 42 Jahren bereits zahlreiche Sportmomente hautnah erlebt und ist inzwischen Geschäftsführer der Gasteinertal Tourismus GmbH.

Jürgen Bess hat viel erlebt – und das mit erst 42 Jahren. Der gelernte Sportmarketingexperte ist durch die Welt getingelt und hat die große Sportbühne kennengelernt. Einen der Impulse in die Sportwelt hat ihm dabei der Schwäbische Turnerbund (STB) gegeben.

Seinen Anfang nimmt seine Leidenschaft für Sport in Gaildorf im Turngau Hohenlohe. Dort beginnt Jürgen mit sechs Jahren beim hiesigen Turn- und Sportverein zu turnen – bis zum Studium. In seiner aktiven Laufbahn nimmt er sogar am Achtkampf teil (Wettkampf aus Turnen und Leichtathletik), verpasst bei den Württembergischen Meisterschaftenmit vier Zehnteln sogar knapp die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft (DM). Im Nachhinein verschmerzbar, liegt der heute 42-Jährige mit einem Leistenbruch zum Zeitpunkt der DM im Krankenhaus. Dennoch trauert der Gaildorfer dem Verpassen der Meisterschaft zumindest auch heute ein wenig hinterher.

Die Frage, ob der 42-Jährige zu seiner aktiven Zeit also Saltos konnte, erübrigt sich an dieser Stelle. Mittlerweile würde er aber keinen mehr aus dem Stand machen. Höchstens noch mit einem Trampolin.

Seine aktive Turnlaufbahn gerät aber schon bald in den Hintergrund. Über sein BWL-Studium in Künzelsau mit dem Schwerpunkt Sportmarketing taucht Bess in eine andere Seite der Sportwelt ein – die winterliche. Insgesamt absolviert er drei Praktika, arbeitet in Agenturen, begleitet die Vierschanzentournee im Skispringen sowie die Nordischen Skiweltmeisterschaften 2007 in Sapporo. Unvergessliche Erlebnisse, an die er sich heute gerne zurückerinnert.

Ungeplante Selbstständigkeit

Über seine Praktika im Sportmarketing landet Bess bei der Agentur Infront Sports & Media, und begleitet dort fünf Jahre lang den Biathlon-Weltcup. Jeden Winter einmal um die Welt. 2017 folgt dann der große Schritt in die Selbstständigkeit. Der Gaildorfer gründet moucando in seiner neuen Heimat im österreichischen Flachau. „moucando“ steht für: In the MOUtains we CAN DO. Der 42-Jährige sagt heute über diesen Schritt, dass vor allem sein nebenberufliches Masterstudium der Wirtschaftspsychologie ihn zur Selbstständigkeit gebracht hat. „Davor konnte ich mir das schwer vorstellen“, erklärt er.

Doch ihm war es schon immer wichtig, neben seiner sportlichen Leidenschaft auch die psychologischen Parameter im Blick zu behalten. Ein Team führen können, auf die Bedürfnisse eingehen. Also macht er zwei Jahre lang neben seinem Job bei Infront den berufsbegleitenden Master in einer 20-köpfigen Gruppe. „In diesen zwei Jahren musste jeder von uns mal weinen“, gewährt Bess Einblicke in die aufwühlende Zeit. Damals habe er viel über sich gelernt, wer er ist und vor allem wer er sein möchte.

Diese zwei Komponenten, die fachliche sowie persönliche Seite, treiben ihn seitdem immer weiter an, das Maximale aus sich und seinem Umfeld rauszuholen.

Verbandsstrukturen beim STB und in den USA vergleichbar

Sowohl in seiner Zeit bei moucando als auch auf seinen anderen Stationen lernt er die Sportwelt extrem gut kennen. Kurioserweise sieht er den STB an dieser Stelle als wichtige Impulsquelle: „Das Vorwissen, was ich beim STB mit den Sportverbandsstrukturen mitgenommen habe, davon zehre ich noch heute.“ Denn Sportverbände sind häufig ähnlich aufgebaut, wie etwa der Biathlon-Weltverband. Damals kontaktiert Bess der Präsident des amerikanischen Biathlonverbands, den er aus seiner Agenturzeit noch kennt. Er bekommt das Angebot, European Marketing Agent zu werden. Heißt: Sponsorenakquise und -betreuung, Social Media-Pflege und vieles mehr. Bess wagt das Abenteuer. In dieser Zeit begleitet er vier Jahre lang das amerikanische Biathlon-Team – immer mit dem Blick für Partner und Sponsoren.

Vertragsunterzeichnung im Wohnzimmer der Green Bay Packers

Da der 42-Jährige schon einiges in der Sportwelt gesehen hat, stellt sich auch unweigerlich die Frage, was seine persönlichen Highlights gewesen sind?

Dazu fallen dem Gaildorfer zwei Meilensteine ein: Zum einen die Betreuung des Kufenstüberls im Deutschen Haus während der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Das sogenannte „Kufenstüberl“ war als traditioneller Treffpunkt der internationalen Wintersport-Community in das deutsche Haus integriert. Dort konnten Athleten, Funktionäre und weitere Gäste in traditionell bayrischem Ambiente „eine gute Zeit erleben “.

Das zweite Highlight steht mit dem amerikanischen Biathlonteam in Verbindung: „Die Vertragsunterzeichnung als European Marketing Agent im Lambeaufield an der Sideline war schon eine coole Geschichte“, erinnert er sich über die nicht alltägliche Unterschrift mit einem Sponsor in der Arena des Football-Teams Green Pay Packers.

Nach Jahren des Reisens und der Selbstständigkeit beschließt der Gaildorfer 2023, einen neuen Wirkungskreis zu suchen. Seine Herausforderung führt ihn nach Gastein, wo er zunächst als Marketingleiter der Gasteinertal Tourismus GmbH anfängt, um im Januar dieses Jahres dortiger Geschäftsführer zu werden.

Auf den ersten Blick mag der Schritt verwundern, doch bei näherem Hinsehen haben die beiden Branchen vieles gemeinsam, versichert der 42-Jährige. Etwa in den Verbandsstrukturen. Auch im Tourismus gibt es verzweigte Verbandsstrukturen und Gremien, die am Ende eine Entscheidung treffen, die wiederum die Geschäftsführung final umsetzt. Anders sei jetzt die Beziehung zum Endkunden vor Ort. So gehe es aktuell darum, Gäste zu bewerben und vor Ort zu betreuen. Und eben nicht wie früher, Menschen vor den Empfangsgeräten.

Unterm Strich gelte aber auch jetzt wieder Bess‘ Maxime: „Ich möchte Leute begeistern und ihnen eine gute Zeit bereiten“, erklärt der Gaildorfer. Damit sie auch im nächsten Jahr wieder nach Gastein kommen.

Weniger Kinderturnen als zu Hause

Zwischen allen Alltagsherausforderungen und der Suche nach Begeisterung bleiben für Bess nicht viel Zeit zum Ausspannen. Der zweifache Familienvater nutzt seine freie Zeit mit seinen Nächsten oder wenn die Gelegenheit sich ergibt, für spontane Skiabfahrten, Langlauf-Kurztrips morgens vor der Arbeit oder Ausflügen auf den Berg. Seine Heimat in Flachau biete dafür beste Möglichkeiten.

Insgesamt habe er den Eindruck, dass Österreicher „outdoor-affiner“ sind. Ob auf Skiern oder zu Fuß auf den Berg, in Österreich spiele sich vieles an der frischen Luft ab. Anders dagegen das Bild beim Sportangebot: Verglichen mit Gaildorf oder anderen Kommunen in Deutschland gebe es um Flachau herum so gut wie keine Kinderturnangebote. Dafür müsse er sich schon in Richtung Salzburg orientieren.

Eine Tatsache, die den 42-Jährigen aber nicht weiter stört – zu vielfältig sind die anderen Vorteile vor Ort. Und am Ende gehe es ihm auch wieder um die eine Sache mit zwei Perspektiven: Leute begeistern und selbst die Begeisterung für Dinge finden. Diese lebte Bess in Deutschland aus und genießt der 42-Jährige jetzt auch in Österreich weiter.

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