Turnfeste & Events

Turnfeste sind der Stolz der Turnbewegung und ihr "Markenzeichen". Sie sind fast so alt wie das Turnen selbst und haben sich ungeachtet aller politischen und wirtschaftlichen Stürme zu allen Zeiten als ein Fest der Lebensfreude und als Spiegelbild der Arbeit in den Vereinen behauptet.

Der STB, dessen erstes Landesturnfest 1845 in Reutlingen stattfand, nahm mit seinen Turnerinnen und Turnern auch regelmäßig an Deutschen Turnfesten teil, bzw. engagierte sich selbst als Gastgeber und Ausrichter - so beim Deutschen Turnfest 1933 und 1973 in Stuttgart.

Die Popularität von Turnfesten zeigt sich auch in deren "Ablegern", den Bergturnfesten und Gau-Kinderturnfesten des STB.

Landesturnfeste

Die Turnfeste im Schwäbischen können auf eine knapp 175-jährige Geschichte verweisen. Johannes Buhl, der schwäbische Turnvater, initiierte erstmals 1844 in Gmünd ein Treffen, an dem 150 Turner teilnahmen. Eine Art Generalprobe für das große Fest ein Jahr darauf mit 200 Aktiven in Reutlingen - das 1. Schwäbische Landesturnfest.

Seit den ersten Turnfesten in den Jahren vor der Revolution von 1848/49 führte die Schwäbische Turnerschaft - das war eines der wesentlichen Ziele des Schwäbischen Turnerbundes bei seiner Gründung - diese zentralen Veranstaltungen regelmäßig durch. Sie beinhalteten traditionell nicht nur Wettkämpfe und Schauvorführungen, sondern waren von Anfang an gesellschaftspolitische Demonstrationen, mit denen die Turner sowohl sich selbst als auch ihre Umgebung ihrer Identität und geistigen Ausrichtung versicherten.

Modell für die oft großartig angelegten Turnfeste der Kaiserzeit und der Weimarer Jahre war das erste Deutsche Turnfest in Coburg 1860. Danach schrieb eine Festordnung den Verlauf der Turnfeste von der Bannerübergabe der vorangegangenen an die neue Turnfeststadt als zentrales Eröffnungsritual über den Festzug bis hin zu den Turnfahrten weitgehend verbindlich vor. Die aufwendig gestalteten Begleitmaterialien wie z. B. die Turnfestpostkarten und die repräsentativen Photographien von Teilnehmern und Turnfestsiegern belegen die große Bedeutung der Turnfeste.

Wettkämpfe hatten bei den ersten Turnfesten einen völlig anderen Stellenwert als heute. Der Wettkampfgedanke war in der Turnerschaft ohnehin umstritten, und Turnfeste als Demonstrationen turnerischer Einheit schienen als Foren dafür völlig ungeeignet. Allenfalls als Riegenturnen war das Wetturnen akzeptiert. Wetturnen Einzelner z.B. in den leichtathletischen Disziplinen war ursprünglich eher eine Randerscheinung.

Doch das Streben nach Leistungsvergleich war nicht aufzuhalten. Schon 1878 wurde eine einheitliche Wettturnordnung unvermeidbar, da jeder Kreis und jeder Gau unterschiedliche Wettkämpfe durchführte. Der darin reglementierte Zwölfkampf an Geräten und in volkstümlichen Übungen entwickelte sich zu einem zentralen Element der Turnfeste. Er entsprach dem turnerischen Ideal der vielseitigen körperlichen Ausbildung auf besondere Weise. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts trat ein rein leichtathletischer Mehrkampf hinzu, und in den 20er Jahren konnten auch die Spiele bei Turnfesten in Meisterschaften ausgetragen werden. Frauen wurden ebenfalls erst in den 20er Jahren zu Wettkämpfen zugelassen.

Wie bei den heutigen Turnfesten spielten auch bei den traditionellen Turnfesten die Lehr- und Schauvorführungen für die fachliche Weiterentwicklung eine wichtige Rolle. Musterriegen und später Vereinsriegen stellten den Vereinen und ihren Vorturnern neue Übungsformen vor, die meist anschließend in Turnzeitungen und Fachbüchern diskutiert und eventuell in den Wettkampfbetrieb aufgenommen wurden.

Die mit Abstand am häufigsten vorgeführten Übungen waren bis zum Zweiten Weltkrieg die Freiübungen, meist in Form der Massenfrei- und -ordnungsübungen. Durch ihre Synchronität der Bewegung, das Aufgehen des Einzelnen im Gesamten verkörperten sie das turnerische Ideal von perfekter Gemeinschaft. Ihren Höhenpunkt erreichten die Massenfreiübungen nicht zufällig beim Deutschen Turnfest 1933 in Stuttgart.

Neben der feierlichen Bannerübergabe gehörte auch der Festzug am Sonntag des Festwochenendes zu den großen turnerischen Manifestationen der traditionellen Turnfeste, die sowohl Erlebnis für die Teilnehmer selbst als auch ein großes Ereignis für die gesamte Stadt waren.

Alle Straßenzüge wurden - auch mit Turnersymbolen - geschmückt und waren von Zuschauern gesäumt, als die zahlreichen, in ausgesuchter Festkleidung ausgestatteten TurnerInnen zum Festplatz marschierten. Die Turnfestteilnehmer waren dabei nach Vereinen und Gauen geordnet und erhielten musikalische Unterstützung durch die Spielmannsgruppen. Überall waren die prächtigen Fahnen der Turner zu sehen.

Gerade bei den Festzügen des Kaiserreiches wurde deutlich, wie sehr sich die Turner als Stützen der Nation fühlten.


Weitere (historische) Events im Schwäbischen Turnerbund

So wie die traditionsreichen Turnfeste mit der Zeit ein modernes Gewand erhielten, entstanden unter der Regie des STB auch zahlreiche neue, moderne Veranstaltungsformen im Freizeit- und Spitzensportbereich, bzw. fungierte der STB als Ausrichter internationaler Highlights oder organisierte und gestaltete verbandsfremde Veranstaltungen wie die jährliche DTB-Gala oder die Eröffnungsfeier der Leichtathletik-EM 1986 in Stuttgart.

Weitere Events waren (bzw. sind) zum Beispiel:

Das größte und spektakulärste Turnfest, das die Schwäbische Turnerschaft je durchgeführt hat, ist das Deutsche Turnfest 1933 in Stuttgart. Mit außergewöhnlich umfangreichem organisatorischem Aufwand gelang es ihr, eines der größten Turn- und Sportereignisse der Zeit zu präsentieren: eine Mammutveranstaltung von 10 Tagen, die von 600 000 Festbesuchern, 150 000 Festzugteilnehmern besucht wurde und fast 60 000 TurnerInnen bei den Freiübungen aufbieten konnte. "Masse" war eines der wesentlichen Kennzeichen dieses Turnfestes, aber auch hohes Leistungsniveau der Wettkämpfe und ausgeprägte, moderne sportliche Züge.

Allerdings war dieses Turnfest auch eine Demonstration nationalistischer und wehrsportlicher Tendenzen. Vor allem mit ihrem begeisterten Empfang für Hitler, Goebbels und andere NS-Prominenz bewies die Turnerschaft ihre unkritische Haltung. Für die NS-Führung war das Deutsche Turnfest 1933 in Stuttgart gelungener Auftritt vor Massenpublikum, der ihnen zeigte, wie sehr sich Großsportveranstaltungen für Propaganda eigneten.

40 Jahre nach dem politisch geprägten Deutschen Turnfest von 1933 war der Cannstatter Wasen wieder Schauplatz einer solchen turnerischen Großveranstaltung. 60 000 TeilnehmerInnen bestritten rund 180 Wettkämpfe und errangen ca. 80 Deutsche Meistertitel. Im Wettkampfangebot dominierte die Leichtathletik; im Orientierungslauf war das Turnfest die bis dahin größte Veranstaltung. Für die Vielseitigkeit turnerischer Bewegungskultur standen zahlreiche Mehrkampfangebote für alle Altersklassen, das Deutsche Vereinsturnen, eine breite Palette von Turnspielen und die von großem Publikumsinteresse verfolgten Darbietungen der Wettkampfgymnastik. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich die Jedermann-Wettkämpfe - Beweis des erfolgreichen breitensportlichen Engagements der Turnbewegung. Unter den Lehrvorführungen konnten die der Ballettschule im Staatstheater den größten Andrang verbuchen, aber auch das noch wenig verbreitete Rhönradturnen fand großes Interesse.

Einen wichtigen Bestandteil dieses bunten Deutschen Turnfestes bildeten ein umfangreiches Kulturprogramm und kontroverse Diskussionsrunden, die nicht zuletzt Reaktion auf die politisch umstrittenen Traditionen der Turnbewegung waren.

Bergfeste haben ihre ganz eigene Atmosphäre. Abseits der perfekten Sportanlagen und meist ohne strenge Reglements tragen hier auf oft nur behelfsmäßig aufbereitetem Gelände Spitzenathleten und BreitensportlerInnen vielseitige Wettkämpfe aus. Leichtathletische Disziplinen und die Spiele dominieren "naturgemäß", aber Bergfeste bieten auch Gelegenheit, im Freien an den Geräten zu turnen. Die heute wieder sehr beliebten Bergturnfeste haben eine lange Tradition, die bis in die Ursprünge der Turnbewegung zurückreicht. Schon Jahn hat sie sehr befürwortet, verbinden sie doch auf ideale Weise Körperertüchtigung, Naturerlebnis und Vertrautwerden mit der heimatlichen Umgebung. Bergturnfeste haben auch eine romantisch patriotische Wurzel. Eine Renaissance erlebten die Bergfeste durch die wachsende Sehnsucht nach einem "Zurück zur Natur" um die Jahrhundertwende. Dies war auch die Zeit, als die Schwäbische Turnerschaft auf der "Wanne" bei Pfullingen ihre Schwabenbergfeste ins Leben rief, die dann in den Weimarer Zeit und vor allem ab den 50er Jahren sich lange Zeit großer Beliebtheit erfreuten. Heute sind es eher die Turngaue, die die Tradition der Bergturnfeste fortsetzen.

Die Gymnaestrada - eine Wortschöpfung aus Gymnastik und Estrada, also "Gymnastik auf der Straße" - zeigt in besonders eindrucksvoller Weise die farbenprächtige Palette der Gymnastik im STB mit all ihren Erscheinungsformen.

Die erste STB-Landesgymnaestrada fand 1982 in Schwäbisch Hall statt. Damit wurde eine Idee des damaligen DTB-Präsidenten Willi Greite aufgegriffen, in den Landesturnverbänden Freizeitsportfeste ohne Wettkampfcharakter als Impulsgeber für die Arbeit in den Vereinen durchzuführen. Dem Stuttgarter Beispiel folgten nach und nach die anderen Landesturnverbände.

Das Herz der Gymnaestrada sind die Schauvorführungen als Spiegelbild und Schaufenster der kreativen sportlichen Tätigkeit in den Vereinen. Darüber hinaus setzt sich das bunte Mosaik einer Gymnaestrada aus zahlreichen Showveranstaltungen wie die Internationale Sportschau, Fitnesstests, einer Sportlermesse und Mitmachangeboten zusammen.

Als "Wimbledon des Kunstturnens" bezeichnete Weltmeister Iwan Iwankow den Internationalen DTB-Pokal, Deutschlands bedeutendste Kunstturnveranstaltung. Alljährlich treffen sich die besten Turnerinnen und Turner bei diesem Wettbewerb in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle.

Der DTB-Pokal wurde auf Initiative des STB-Geschäftsführers Robert Baur ins Leben gerufen und feierte 1983 in der neuen Schleyer-Halle Premiere.

Das "Masters" besitzt den Ruf einer "kleinen Weltmeisterschaft". Alljährlich treffen sich im "Ländle" die besten Vertreterinnnen der Rhythmischen Sportgymnastik bei diesem Turnier des STB.

Aus den Fellbacher Turnieren "Internationaler Pokal" und "Gymnastik Festival" (1989) hervorgegangen, feierte das "Masters" 1990 in der Stuttgarter Schleyer-Halle glanzvolle Premiere - mit der 18-jährigen Ukrainerin Oksana Skaldina als Einzelsiegerin. 11.000 Zuschauer erlebten einen RSG-Wettkampf der neuen Dimension. Beste Werbung gleichzeitig für die EM 1992, deren Ausrichtung der STB zugesprochen bekommen hatte.

Zahlreiche Neuerungen ließen das Gymnastik Masters zur bestpräsentierten Gymnastikveranstaltung der Welt werden. 1994 erlebte der Grand-Prix-Modus Premiere - mit einer GP-Rangliste, ausschließlich Gerätfinals, einem Winner's Final der beiden Bestplazierten sowie einem Preisgeld von insgesamt 36.000 DM. Zudem zeigten erstmals die Gymnastinnen auf der Theaterbühne im Ludwigsburger "Forum" ihren Wettkampf im stilvollen Rahmen.

1993 wurde das Konzept "Sport und Kultur" aus der Taufe gehoben. In einer "Gymnastik Gala" präsentieren sich seitdem die besten Gymnastinnen in einem attraktiven Showprogramm gemeinsam mit Solisten des Stuttgarter Balletts, der Stuttgarter John-Cranko-Schule sowie weiteren Künstlern, Sportlern, Gymnastik- und Tanzgruppen des STB.

Rekordbeteiligung: 190 Turner und 187 Turnerinnen nahmen bei der 25. Weltmeisterschaft nach einer beeindruckenden Eröffnungsfeier die Wettkämpfe in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle auf.
Der STB stellte den Großteil der bundesdeutschen Mannschaft: Ralph Kern, Jürgen Brümmer, Michael Wolfgang und Peter Langer.

Valeri Belenki gewann als Mitglied der UdSSR-Riege seinen ersten Weltmeistertitel. Andreas Aguilar (TK Hannover) sicherte sich vor Andreas Wecker (Berlin) WM-Gold an den Ringen.

Als publikumsfreundliche Neuerung wurde das Mehrkampffinale in zwei Durchgängen geturnt, womit jeder Aktive seinen "Soloauftritt" erhielt, sowie das Gerätefinale an zwei Tagen ausgetragen.

Mehr als 600 ehrenamtliche Helfer unterstützten das Organisationskomitee.

EM in dieser jungen Sportart werden erst seit 1978 und im Zwei-Jahres-Rhythmus ausgetragen. Stuttgart reihte sich als achter Austragungsort in die Chronik dieser Titelkämpfe ein und verbuchte einen Teilnehmerrekord mit ca. 200 Gymnastinnen aus 31 Nationen. 16 Gruppen und 86 Einzelgymnastinnen gingen in die Konkurrenz. Spanien und Russland gewannen die Gruppenwettbewerbe.

In der Hanns-Martin-Schleyer-Halle wurden Medaillen in neun Entscheidungen vergeben - im Mannschaftswettbewerb, Einzelvierkampf, in den Gerätfinals mit Seil, Keulen, Ball und Reifen sowie in drei Gruppenwettbewerben (Mehrkampf und Finals mit sechs Bändern bzw. drei Bällen/drei Seilen).

Vom TSV Schmiden belegten Magdalena Brzeska und Michaela Ziegler gemeinsam mit Christiane Klumpp (TV Wattenscheid) den 7. Platz in der Mannschaftswertung; Brzeska wurde 14. des Einzelklassements.

250 ehrenamtliche Helfer trugen zum Erfolg dieser "Happy Gymnastics"-Tage bei.

Die Mischung von Sport, Show und Kunst, präsentiert in einer attraktiven musikalischen und choreographischen Verpackung, macht den Reiz von Gala-Veranstaltungen aus, die im STB Tradition besitzen.

Die alljährlich um den Jahreswechsel stattfindende TurnGala ist aus dem STB-Kalender nicht mehr wegzudenken.

Premiere feierte die Tournee im Dezember 1997 als STB-Gala zum 150-jährigen STB-Jubiläum. Sie reiste durchs Ländle und begeisterte das Publikum in zehn Städten mit einer spektakulären Show aus Turnen, Rhythmischer Sportgymnastik, Akrobatik, Trampolin, Rhönrad und Aerobic.

 

Wir sagen Danke

175 Jahre Leidenschaft für Bewegung ist nur dank starker Partner möglich. Im Rahmen des Jubiläumsjahrs bedankt sich der Schwäbische Turnerbund herzlich für die Unterstützung der AOK Baden-Württemberg, der EnBW und der Sparda Bank Baden-Württemberg.

STB und AOK Baden-WürttembergSTB und EnBWSTB und Sparda Bank-Baden-Württemberg