Präsidenten: von Georgii bis Frank
Theodor Immanuel Heinrich Georgii (*9. Januar 1826 in Esslingen , † 25. September 1892 in Wilhelmsdorf bei Ravensburg). In seinem Heimatort führte er am 1. Mai 1848 die Gründung des Schwäbischen Turnerbunds an. Zudem war der studierte Jurist erster Vorsitzender der Deutschen Turnerschaft und somit ohne Zweifel in den Anfängen einer der wichtigsten Protagonisten der deutschen Turnbewegung. Im Jahr 1895 stiftete die deutsche Turnerbewegung ein Denkmal auf der Maille in Esslingen. Das Denkmal wurde am 21. Juli 1895 im Rahmen des 11. Deutschen Turntags eingeweiht. Als Reminiszenz an sein Wirken im Turnen haben wir das STB-Verbandsmagazin auf seinen Namen getauft. Gerade im Hinblick auf das anstehende 175-Jahr-Jubiläum des Schwäbischen Turnerbunds im Jahr 2023 soll dies die Ambitionen des Magazins verdeutlichen und folgendes bieten: hintergründige Inhalte für die Basisarbeit in den inzwischen rund 1800 STB-Vereinen mit ihren knapp 700 000 Mitgliedern.
Kreisvertreter des XI. Kreises Schwaben
Johannes Buhl (* 1804 +1882) gehörte zum Kreis der Gründerväter der Schwäbischen Turnbewegung. Mit Turnen schon während seiner Schulzeit vertraut gemacht, förderte er seit den 1840er Jahren aktiv seine Verbreitung. Die Gründung des Schwäbisch Gmünder Vereins und die Organisation eines Turn- und Liederfestes im Jahre 1844 waren die ersten Marksteine des turnerischen Engagements Buhls. Auch wenn Buhl der Turnpraxis große Bedeutung beimaß, sein Augenmerk richtete der Stadtrat vor allem auf die gesellschaftliche Aufgabe der Turner: Ihre politische Rolle 1848/49, die Beteiligung der Turner an Feuerwehren und Sanitätskolonnen im Krieg von 1870/71 waren Buhls Anliegen.
Kreisvertreter des XI. Kreises Schwaben
Robert Langer (*1822 +1897) hatte seinen Hauptwirkungskreis im Turngau Oberschwaben. Ausgehend von seinem Heimatverein TG Biberach, den er 1847 gründete und ein halbes Jahrhundert vorstand, setzte sich Langer - ähnlich wie Johannes Buhl - sehr für die Pflege der gesellschaftlichen Funktion der Turnbewegung ein. Getragen von einem ausgeprägten Patriotismus wurde er nicht müde, auf zahlreichen turnerischen Veranstaltungen für die geistige Kraft des Turnens zu werben, aber auch tätige Hilfe bei Feuerwehr und Sanitätscorps zu fördern. Ein 1899 auf dem Biberacher Friedhof enthülltes Denkmal erinnert noch heute an Langers Engagement.
Fritz Kessler (*1857 + 1912) gehörte als Leiter der württembergischen Turnlehrerbildungsanstalt für die Jahre 1892 - 1912 und Landesturninspektor, als Kreisturnwart des Turnkreises XI Schwaben zwischen 1893 - 1909 und ab 1895 als Vorsitzender des Turnausschusses der Deutschen Turnerschaft zu den wichtigen Verbindungspersönlichkeiten zwischen dem Turnen im Schulwesen und dem verbandlich organisierten Turnen. Dabei legte er großen Wert auf ein solides Ausbildungswesen im Turnen und brachte als Leiter der deutschen Riege beim amerikanischen Bundesturnfest 1905 und bei den Olympischen Spielen 1908 Weltoffenheit in die Turnerschaft.
Kreisvertreter des XI. Kreises Schwaben
Otto Hoffmeister (*1851 + 1919) begann seine turnerische Laufbahn 1865 als Zögling beim MTV Ludwigsburg. 1882 - 1899 stand er seinem Verein als 1. Vorsitzender vor und wurde 1885 zusätzlich Vorsitzender des Unteren Neckar-Turngaus und Mitglied des Kreisausschusses (heute Präsidium), in dem er für einige Zeit das Amt des Kreisschriftwartes bekleidete. 1899 gab er den Turngau-Vorsitz ab, um sich intensiver seiner Aufgabe als Kreisvertreter einer ständig wachsenden Schwäbischen Turnerschaft widmen zu können. Hoffmeisters Wirken für das Turnen war eingebettet in ein breites öffentliches Engagement im Schwäbischen Sängerbund, in der Feuerwehr und weiteren öffentlichen Aufgaben bis hin zur Mitgliedschaft im württembergischen Landtag 1910 - 1912.
Kreisvertreter des XI. Kreises
Anton Hegele (*1871 + 1950) begann seine turnerische Laufbahn in Neckarsulm, im Frankengau (heute Turngau Hohenlohe) und im TV Cannstatt. Er tat sich vor allem durch seine turnschriftstellerische Tätigkeit als Kreisschriftwart und Mitglied des Presseausschusses in der Deutschen Turnerschaft hervor. Mit der Turnfestzeitung zum Deutschen Turnfest 1933 und Kurzbiographien wichtiger schwäbischer Turnpioniere hat der Gewerbeschulrat grundlegende Turnliteratur hinterlassen. In seiner Amtszeit als Kreisvertreter öffnete sich die Schwäbische Turnerschaft der Spiel- und Sportbewegung und fand neue Formen der Jugendarbeit. Mit der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten in Turnen und Sport endete seine Laufbahn als Turnfunktionär. Um der "neuen Entwicklung nicht hinderlich zu sein", übergab er die Führung an Wilhelm Obermeyer.
1933 - 1937 "Gauführer" des Gaues XV. Schwaben und
1950 bis 1957 Vorsitzender des Württembergischen, bzw. des Schwäbischen Turnerbundes
Studienrat Dr. Wilhelm Obermeyer, (*1884 + 1957) verkörperte in seiner Person Kontinuitäten und Brüche der Schwäbischen Turnbewegung auf geradezu idealtypische Weise. Seit seiner Jugend dem Turnen verbunden, 1919 zum Vorsitzenden seines Heimatvereins TB Stuttgart gewählt, in den 20er Jahren Schriftleiter des "Turnblattes aus Schwaben" und 1929 als zweiter Kreisvertreter in seiner Arbeit bestätigt, übernahm Obermeyer nach der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten die Führung der Schwäbischen Turnerschaft. Es ist sein Verdienst, daß das Deutsche Turnfest 1933 in Stuttgart ein großes turnerisches und sportliches Ereignis, aber auch Schauplatz pompöser Sympathiebekundung zwischen Nationalsozialismus und Turnerschaft werden konnte. Nach der Auflösung der Deutschen Turnerschaft und des Turnkreises Schwaben sowie der Eingliederung des Turnens in den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen schied er aus allen Ämtern und Funktionen für Turnen und Sport aus. Nach dem Krieg wurde Obermeyer von den Turnern des amerikanisch besetzten Nordwürttemberg mit dem Vorsitz betraut, den er nutzte, die schwierige Zusammenführung mit dem Bund der französisch besetzten südwürttembergischen Turner zum Erfolg zu bringen.
Wie selbstverständlich er nach dem Krieg die demokratischen Formen wieder übernahm, spricht für unseligen Opportunismus und überlebensnotwendige Lernfähigkeit gleichermaßen. Von seiner Turnerschaft war Obermeyer hoch verehrt.
Von Reichssportkommisar Dr. Eugen Klett eingesetzter Fachamtsleiter Turnen
Vorsitzender des Württembergischen Turnerbundes
Erich Zettler (*1913 + 1972), der seine turnerische und (schwimm-)sportliche Heimat in der TG Geislingen hatte, gehört zu den Pionieren des Wiederaufbaus des württembergischen Turn- und Sportlebens. Unter den schwierigen Bedingungen der Nachkriegszeit stellte Zettler sich als erster Vorsitzender des Württembergischen Turnerbundes im amerikanisch besetzten Norden zur Verfügung.
Vorsitzender des Turnerbundes Schwaben
Heinrich Wörner (* 1899 + 1973) hatte seine Laufbahn als Verbandsfunktionär schon mit 15 Jahren als Vereinskassenwart des TV Plochingen begonnen, war einige Jahre Kassenwart des Georgii-Schurwald- Turngaus und übte diese Funktion bis 1945 auf Landesebene aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg leistete er ma_gebliche Aufbauarbeit, gehörte 1948 zu den Gründern des Turnerbundes Schwaben im französisch besetzten Südwürttemberg und war maßgeblich an der Neugründung des DTB 1950 in Tübingen und am Zusammenschluß der beiden württembergischen Turnerbünde beteiligt. Dem neugegründeten STB gehöhrte H. Wörner bis 1968 als stellvertretender Vorsitzender an.
Vorsitzender des Schwäbischen Turnerbundes
Mit Oberstudienrat Gottlob Schneider (*1899 + 1972) hatte der STB einen profilierten Pädagogen an seiner Spitze, der einen seiner Schwerpunkte auf den Jugend- und Ausbildungsbereich legte. Seit 1925 als Jugendwart des Oberen Schwarzwald-Turngaus tätig, übte er 1928 - 1936 auf Verandsebene das Amt des Schriftführers aus und übernahm 1930 - 1934 die Schriftleitung des "Turnblatts aus Schwaben". 1952 gehörte Schneider zum Vorstand des neu gegründeten STB, dessen Vorsitz er nach dem Tod von Wilhelm Obermeyer antrat. Als Mitglied verschiedener Gremien des Württembergischen Landessportbundes setzte er sich maßgeblich für den Aufbau der Landessportschule in Tailfingen ein.
Vorsitzender des Schwäbischen Turnerbundes
Der populäre langjährige Erste Bürgermeister der Stadt Stuttgart Jürgen Hahn (*1914 + 1994) war weniger "altgedienter Turner" als vielmehr Verwaltungsfachmann und Politiker. Er führte als solcher den STB in einer neuen professionellen Weise und sorgte dafür, daß die Öffentlichkeit die zahlreichen Aktivitäten des Verbandes stärker wahrnahm. Seine Verbundenheit zur Turnbewegung bewies er nicht zuletzt durch sein großes Engagement als Vorsitzender des Vereins Deutsches Turnfest 1973, zu dessen erfolgreicher Durchführung in Stuttgart er wesentlich beigetragen hat.
Rudolf Spieth gehörte vor dem 2.Weltkrieg zu den besten württembergischen Kunstturnern. Er war 1934 Angehöriger der Deutschlandriege und wurde im Hinblick auf die Olympischen Spiele 1936 besonders geschult.
Nach seiner aktiven Karriere blieb er der Turnbewegung als Funktionär erhalten. Der Esslinger Turn-Pionier (1909 – 1993). war unter anderem von 1970 bis 1978 Präsident des Schwäbischen Turnerbunds. Er war Impulsgeber für das deutsche und internationale Gerätturnen. Posthum wurde er zum Namensgeber einer Ehrungsmedaille. Der Schwäbische Turnerbund vergibt die Rudolf-Spieth-Medaille seit dem jahr 2016 sofort an Athleten, die sich aufgrund ihrer Persönlichkeit besondere Verdienste erworben haben.
Alfred Entenmann wurde 1990 zum Ehrenpräsidenten des STB ernannt. Von ihm gingen wichtige Impulse und Anstöße im allgemeinen Turnen aus und er führte den STB in seiner Amtszeit als Präsident von 1978 bis 1990 (seit 1966 stellvertretender Vorsitzender) durch fünf unvergessliche Landesturnfeste. Während seiner Amtszeit erreichte der STB den Status des größten Sportfachverbandes innerhalb des WLSB. Zusätzlich gehörte er dem Hauptausschuss des DTB, dem Verbandsrat sowie dem Verwaltungsausschuss des WLSB an und war Sprecher der Fachverbände im WLSB.
Alfred Entenmann war Motor der Fortschreibung des Breiten- und Freizeitsportplans sowie bei zahlreichen Wettkampf- und Spitzensportprogrammen. Als Krönung seiner Arbeit folgten internationale Sportgroßereignisse: die
WM im Gerätturnen 1989 in Stuttgart und die Vergabe der Gymnastik-EM 1992 nach Stuttgart. An dieser Stelle nur einige herausragende Meilensteine, die Auflistung ließe sich lange fortsetzen.
Schon seit Anfang der 70er Jahre gehörte Volkmar Framenau (geb. 7. 1. 1935) der STB-Führungsriege an, erst als Beisitzer, dann als stellvertretender Vorsitzender. In dieser Zeit und in den vier Jahren seiner Präsidentschaft engagierte sich der Richter am Amtsgericht Stuttgart, Vorsitzende des TV Zuffenhausen und "gelernte Handballer" für die Umsetzung von Konzepten und Vorhaben, die sportpolitisch von strategischer Bedeutung waren und dazu beitrugen, den STB als führenden Sportanbieter in Baden-Württemberg zu etablieren. Die Entwicklung und Verabschiedung der Gesundheitskonzeption war eines der wichtigsten Projekte.
Aus beruflichen Gründen - er nahm in Sachsen die Stelle eines Direktors des Amtsgerichts von Löbau und Zittau an - stellte sich Volkmar Framenau 1994 beim Landesturntag in Ehingen als Präsident nicht mehr zur Wahl. Das langjährige Präsidiumsmitglied des LSV ist noch heute Vizepräsident des Württembergischen Landessportbundes.
Der STB-Präsident von 1994 bis 2012 kann auf eine lange und erfolgreiche Karriere zurückblicken.
Angefangen hat sein Weg in der Stadtverwaltung Schorndorf, bevor er 1980 als Abgeordneter der SPD für 21 Jahre in den baden-württembergischen Landtag einzog. 1994 wurde er dann zum Präsident des STB gewählt. Erst als zweiter Präsident aus dem Schwabenland wurde er 2000 auch zum Präsidenten des Deutschen Turner-Bund (DTB) gewählt und hatte die Position 16 Jahre lang inne.
In seinen 18 Jahren beim STB konnte Brechtken einige Verdienste verzeichnen. So fand unter seiner Leitung die Turn-WM 2007 in Stuttgart statt, das Kunst-Turn-Forum wurde gebaut, Sportkongresse ins Leben gerufen und die Kinderturnstiftung Baden-Württemberg gemeinsam mit dem Badischen Turner-Bund und der Sparda-Bank Baden-Württemberg gegründet. Insgesamt brachte Brechtken den Sport in Deutschland durch diverse ehrenamtliche Tätigkeiten beim STB; DTB und DOSB nach vorne. Dabei galt für ihn jedoch immer das Credo, als Dienstleister für die Vereine da zu sein. Er hatte immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Vereine und es war ihm kein Weg zu weit, um eine Rede beim Vereinsjubiläum zu halten.
Bei der Mitgliederversammlung des Schwäbischen Turnerbunds in Sigmaringen im Jahr 2022 haben sich die 164 anwesenden Delegierten einstimmig für die Ernennung von Wolfgang Drexler zum STB-Ehrenpräsidenten ausgesprochen.
Dies ist die höchste Ehrung im STB. Von Oktober 2012 bis Mai 2021 war Wolfgang Drexler Präsident des Schwäbischen Turnerbunds. In dieser Funktion hat er viele emotionale Momente erleben dürfen. Der Emotionalste überhaupt dürfte aber nun in Sigmaringen über die Bühne gegangen sein. Minutenlang spendeten die Delegierten „ihrem“ neuen Ehrenpräsidenten Applaus.
Zuvor hatte Wolfgang Drexler den Anwesenden einen tiefen Einblick in sein Seelenleben gegeben. „Ich konnte nach meinem Schlaganfall nicht mehr sprechen und essen. Das musste ich erst wieder lernen. Jetzt muss ich noch laufen lernen.
Dafür brauche ich Geduld, wer mich kennt, weiß, dass mir Geduld immer sehr schwerfällt.“ Drexler frotzelt: „Ich gehe davon aus, dass ich jetzt an jeder Präsidiumssitzung teilnehmen kann und Stimmrecht habe.“ Und dann zeigte er, dass er immer noch für das schwäbische Turnen brennt. „Für mich sind diese Art von Terminen immer noch psychisch sehr anstrengend. Aber heute wollte ich unbedingt hier sein und freue mich unheimlich darüber. Vielen Dank für eure Unterstützung. Macht weiter so und bleibt am Ball für unsere Turn- und Sportvereine", sagte er sichtlich ergriffen und zeigte gleich noch, dass er seinen Witz nicht verloren hat: „Wenn ich mir vorher etwas aufgeschrieben hätte, dann könnte
ich noch länger reden. Aber was ich schon noch wissen möchte: Was habe ich eigentlich davon, dass ich nun Ehrenpräsident bin? In Esslingen habe ich das bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde auch gefragt und inzwischen rausbekommen, dass ich ein Ehrengrab erhalte. Das sind ja tolle Aussichten! Beim STB gehe ich schon davon aus, dass ich jetzt an jeder Präsidiumssitzung teilnehmen kann und Stimmrecht habe“, sagte er frotzelnd.
Delegierte zollten ihm mit stehenden Ovationen Respekt.
STB-Präsident Markus Frank wohnt in Mulfingen im Turngau Hohenlohe. Im Mai 2021 wurde er zum Präsidenten des Schwäbischen Turnerbunds gewählt. Davor war er bereits seit mehr als 20 Jahren in verschiedenen Funktionen beim STB tätig. Hauptberuflich ist der 54-Jährige Vorstand für Digitalisierung und Logistik beim Sportbekleidungshersteller Jako.