Der Tag des Kinderturnens ist ein Hauptbestandteil der Offensive Kinderturnen, die 2017 von der Deutschen Turnerjugend (DTJ) und ihren Landesturnverbänden in Kooperation mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ins Leben gerufen wurde. Aus diesem Grund machte sich die die DTJ auch 2020 dafür stark, möglichst viele Kinder in Bewegung zu bringen und riefen die Vereine dazu auf „Der Tag des Kinderturnens findet statt – aber auf unterschiedliche Art und Weise!“
Diesem Aufruf folgten schlussendlich zahlreiche württembergische Vereine, die das von der Badischen Turnerjugend und der STB-Jugend entwickelte Kinderturn ABC in die Vereine trugen. Darunter auch der TSV Knittlingen. Durch seine Herbst-Challenge mit Bewegungsaufgaben, schaffte es der Verein, den Tag des Kinderturnens in die eigenen vier Wände zu bringen. Jede angemeldete
Familie bekam ein Päckchen mit Materialien nach Hause geliefert. Die darin enthaltenen Bewegungsaufgaben konnten zuhause, im Garten oder im Wald durchgeführt werden.
Auch beim TV Sersheim konnten die Kleinen einen vorgezogenen Tag des Kinderturnens in der Turnstunde erleben. Am Tag des Kinderturnens direkt, konnten sich die Kinder die Materialien für das Kinderturn-Abzeichen für zuhause abholen. Dieses wurde entweder begeistert im Wohnzimmer oder im Garten durchgeführt. Auch hier wurde das Kinderturn ABC erturnt.
Der TSV Kleinglattbach nutze das Kinderturn ABC für eine Online-Variante des Tags des Kinderturnens und der TSV Mägerkingen nutze es für seine diversen Stationen rund um den Lauchertsee. Doreen Wenzel (TSV Kleinglattbach) und Eberhard Frank (TSV Mägerkingen) haben uns im Interview erzählt, wie sie jeweils auf ihre
Idee gekommen sind.
Bewegungslandschaft am Lauchertsee
Eberhard Frank ist Übungsleiter beim TSV Mägerkingen im Turngau Hohenzollern. Am Tag des Kinderturnens 2020 hat sich der Rentner trotz Corona für ein bisschen Bewegung eingesetzt und so wurde das Gebiet um den Lauchertsee zur Bewegungslandschaft. Unterschiedliche Bewegungsaufgaben wurden an den beiden Kinderspielplätzen und dem Bewegungsparcour angebracht. Kinder und Familien konnten so bei ihrer Seeumrundung beispielsweise Hampelmänner machen, oder auf einem Bein hüpfen.
Eberhard, wie kam es zu der Idee, den Tag des Kinderturnens am Lauchertsee stattfinden zu lassen?
Im Vergleich zu den vergangenen Jahren, hatten wir für dieses Jahr die Planung des Tag des Kinderturnens direkt nach draußen verlegt. Zwei Kindergärten, die sonst immer dabei waren, sind frühzeitig ausgestiegen und dann haben wir mit der Grundschule vereinbart, dass wir diverse Stationen auf dem Schulhof anbringen. Nachdem dann Anfang November die neue Verordnung veröffentlich wurde, war klar, dass wir unsere Planung so nicht umsetzen können.
Ich versuche seit einiger Zeit das kommunale Bewegungsangebot bei uns voranzutreiben und durch Corona hat sich der Lauchertsee zum beliebten Ausf lugsziel entwickelt. Diese beiden Faktoren haben mich auf die Idee gebracht, den Tag des Kinderturnens dort durchzuführen. Nachdem ich die Aktion mit unserem Ortsvorsteher abgeklärt hatte, konnte ich mithilfe des Kinderturn ABC des STB die einzelnen Stationen vorbereiten.
Wie viel Aufwand war es, die Aktion vorzubereiten?
Die einzelnen Stationen auszusuchen und am See zu markieren hat circa drei bis vier Stunden gedauert. Da kommt dann natürlich noch die Vorbereitung hinzu. Insgesamt war der Aufwand also überschaubar. Vermutlich auch dadurch, dass wir keine Anmeldung hatten, sondern die Bewegungsaufgaben an einem öffentlichen Platz platziert haben, der für jeden frei zugänglich ist.
Gab es Feedback zu eurer Aktion?
Von teilnehmenden Kindern und Familien bisher leider nicht, aber unser Bürgermeister hat unserem Verein zu dieser Aktion gratuliert. Das freut mich sehr, da für mich ein Ziel auch war, das Potenzial der Bewegungsparcours aufzuzeigen. Ein weiteres Feedback kam von unserer Kinderturn-Übungsleiterin, die mit ihren Kindern vor Ort war. Bei ihnen kam die Aktion gut an und man hat gemerkt, wie sehr Kinder das gemeinsame Sporttreiben vermissen.
Wie plant ihr im Moment mit dem Bereich Kinderturnen weiterzumachen?
Wir warten ab. Eigentlich hatten wir geplant mit dem Tag des Kinderturnens im Kinderturnbereich wieder voll durchzustarten. Dieser Plan ging leider schief. Jetzt warten wir ab wie es weitergeht, da unsere Schule beispielsweise den Unterricht weiterhin in Gruppen durchführt und ich im Verein die Kinder dann nicht mischen möchte. Hier haben wir auch eine gewisse Verantwortung, insbesondere weil unsere Räumlichkeiten auch sehr begrenzt sind. Wir hoffen aber, unsere Kinder bald wieder in der Halle begrüßen zu dürfen.
Gute Besserungs-Wünsche für Turni
Doreen Wenzel ist Übungsleiterin im Kinderturnen beim TSV Kleinglattbach im Turngau Neckar-Enz. Auch sie hat sich für den eigentlich ausgefallenen Tag des Kinderturnens in diesem Jahr etwas ganz Besonderes überlegt.
Doreen, wie kam es zu der Idee, den Tag des Kinderturnens in diesem Jahr anders stattfinden zu lassen?
Ich wollte mich nicht damit zufriedengeben, dass der Tag des Kinderturnens in diesem Jahr einfach ausfällt. Die Kinder bleiben durch die Einschränkungen auf der Strecke, weil es auch nicht so einfach ist, etwas für sie zu finden. Nachdem ich an einem Treffpunkt-online des STB zum Thema Kinder teilgenommen habe, kam mir dann spontan die Idee, den Tag des Kinderturnens quasi online stattfinden zu lassen.
Wie genau sah der Tag bei euch dann aus?
Gestartet sind wir am Freitag mit einer Nachricht von Turni, der sich bei den Kindern meldete, um ihnen mitzuteilen, dass er sich selbst in Quarantäne befindet und sehr traurig darüber ist, dass der Tag des Kinderturnens deshalb ausfallen muss. Er hatte aber die Idee, dass die Kinder mithilfe des Kinderturn ABC ihren Namen nachturnen. Bilder und Videos konnten die Kinder dann gerne an Turni schicken. Am Samstag folgte dann ein Video von Turni, wie er seinen Namen turnt und am Sonntag waren dann die Kinder an der Reihe. Im Anschluss an die Aktion habe ich dann Urkunden an die Kinder verteilt, gemeinsam mit einem Armband von Turni als Belohnung. Das kam bei den Kindern besonders gut an.
Wie viel Aufwand steckte hinter dieser Aktion?
Dadurch dass es eine sehr spontane Aktion war, hat sich der Aufwand in Grenzen gehalten. Das Aufwendigste war im Nachgang die Urkunden an die Kinder im Ort zu verteilen. So eine Aktion kann man also immer wieder ganz einfach wiederholen.
Habt ihr Feedback zu eurer Idee bekommen?
Ja und nur Positives. Es kam die Bitte nach mehr so Aktionen und Eltern wie Kinder hatten ihren Spaß. Ein Kind hat mir erzählt: „Weißt du Doreen, der Papa kann nicht mal einen Purzelbaum. Er hat seinen Namen geturnt und ich durfte ihn nicht fotografieren.“ Wir haben mit der Aktion also nicht nur die Kinder in Bewegung gebracht.
Wie geht ihr mit der Situation im Moment um und was plant ihr für die kommenden Wochen?
Sobald Kinderturnen wieder erlaubt ist legen wir los. Wir haben in den letzten Monaten alles durch und die unterschiedlichsten Varianten erprobt, sodass wir eigentlich direkt wieder loslegen könnten. Wir hoffen, dass wir dann mit mindestens 20 Kindern starten können und man ihnen die Bewegung nicht einfach wieder wegnimmt. Man kann den Kindern nämlich nicht erklären, wieso es die Vorschriften gibt und mal etwas erlaubt ist und mal was nicht, dass verstehen sie einfach noch nicht.