Bewährt seit über 30 Jahren: das Angebot der KiSS beim VfL Sindelfingen

Im Gespräch mit Benjamin Wunsch, der viereinhalb Jahre lang die KiSS geleitet hat.

Bereits seit 1989 fördert der VfL Sindelfingen durch die Kindersportschule (KiSS) die Aspekte Bewegung, Spiel, Sport und Gesundheit von Kindern im Alter von drei Monaten bis 13 Jahren. Schon früh hat der Verein den Bedarf gesehen und das Thema Kinderturnen professionell aufgezogen. Mit der KiSS gab es damals ein sehr gutes Angebot, das zu einem modernen Verein wie dem VfL gepasst hat. Warum sich dieses über 33 Jahre währende Engagement „definitiv bewährt“ hat, hat uns Benjamin Wunsch erzählt. Viereinhalb Jahre lang war er als Leiter der Kinderwelt beim Verein hauptamtlich tätig und kümmerte sich um das sportliche Wohl des Nachwuchses. Nun gibt er das Zepter weiter an seinen Nachfolger Lars Leonhardt.

Der VfL Sindelfingen bietet seit vielen Jahrzehnten KiSS-Kurse. Welche Vorteile bringt die KiSS für den Verein mit sich?

Für den VfL ist die KiSS insofern wichtig, als dass wir frühzeitig die Eltern und Kinder in unseren Verein ziehen. Sie lernen unsere Angebote schon früh hautnah kennen, da bei den „Babys in Bewegung“- und Eltern-Kind-Kursen die Erwachsenen dabei sind. So kommen wir über weitere Angebote des Vereins ins Gespräch mit den Eltern. Wenn sie Mitglied werden, gibt es sogar einen Rabatt für ihre Kinder. Das soll ein kleiner Anreiz sein, dass die Mamas und Papas selbst sportlich aktiv werden und in den Verein einsteigen. Die KiSS ist für uns und die Außenwirkung hier definitiv ein Qualitätsmerkmal. Das Angebot, das Logo, die Qualität und die Professionalität hinter dem Konzept sorgen allerseits für viel Zufriedenheit.

Welche Vorteile bietet die KiSS den Kleinen?

Innerhalb der KiSS fangen wir früh an, sportliche Grundlagen zu schaffen. Wir versuchen, den natürlichen Bewegungsdrang des Nachwuchses in geregelte Bahnen zu lenken und die Grundmotorik zu schulen. Man sieht es in den Schulen leider oft, dass gerade eine Rolle vorwärts und rückwärts vielen Kindern große Probleme bereiten.

Was spricht für die KiSS im Vergleich zu „normalen“ Turnstunden?

Zum einem ist es die Qualität der Übungsleiter, die bei der KiSS in der Regel etwas höher ist. Dadurch können die Kinder anders geschult und ihre Fähigkeiten anders wahrgenommen und gezielt gefördert werden. Zum anderen spricht für die KiSS und ihr breites Angebot, dass Kinder schon früh ihre sportlichen Stärken herausfinden können. Ab einem Alter von sechs Jahren haben sie die Möglichkeit, vier Wochen lang die eine Sportart und dann vier Wochen lang die nächste auszuprobieren – alles in Zusammenarbeit mit den Experten der anderen Abteilungen des VfL. So findet jedes Kind irgendwann „seine“ Sportart und kann innerhalb des Vereins schnell und einfach wechseln. Das funktioniert prima!

Den etwas höheren Beitrag der KiSS zahlen die Eltern da sicher gerne!

Das ist zum Glück selten ein Hindernis. Und der Beitrag ist ja auch gerechtfertigt. Ein ganz wichtiger Faktor ist neben der sportpädagogischen Qualifikation der Übungsleiter die Verbindlichkeit und die Zuverlässigkeit: Bei der KiSS fallen keine Stunden aus. So erreichen wir eine sehr gute Qualität des Unterrichts. Für Familien, die finanziell nicht so gut gestellt sind, bietet die Stadt Jobcentergutscheine und Berechtigungskarten. Und im Notfall findet man eine individuelle Lösung, sodass jedes Kind das Angebot wahrnehmen kann, wenn es Spaß daran hat.

Viereinhalb Jahre warst du nun als KiSS-Leiter festangestellt. Wie ist deine Ausbildung?

Ich habe zunächst meinen Bachelor in Sportwissenschaft in Frankfurt gemacht. Anschließend kam dann der Master in Karlsruhe mit dem Schwerpunkt „Sport und Bewegung im Kindes- und Jugendalter“ obendrauf. Das trifft natürlich das Berufsbild des KiSS-Leiters wunderbar. Nun bin ich hauptamtlich beim VfL. Als im Studium jemand bei einem Modul zum Thema Berufsbilder das Konzept der Kindersportschulen vorgestellt hat, war die Idee schon in meinem Kopf, in diese Richtung gehen zu wollen. Als Sportlehrer oder Sportlehrerin haben auch noch weitere Studenten damals den Schritt in eine KiSS gewagt.

Das zeigt, wie wichtig hier die Bildung vonseiten des Verbandes ist. Welche Voraussetzungen sind nötig, um KiSS-(Übungs-)Leiter zu werden?

Als KiSS-Leiter braucht man ein geeignetes Studium, das bestenfalls sportliche und pädagogische Grundlagen schafft. Auch über organisatorische Herangehensweisen erfährt man im Studium einiges. Mindestens ein Bachelor, wenn nicht sogar ein Master, sollte vorhanden sein. Bei den Trainern und Übungsleitern versucht man Personal mit der bestmöglichen Qualifikation zu gewinnen. Ein Übungsleiterschein sollte mindestens vorgewiesen werden können. Wichtig ist aber natürlich auch, dass ein Bezug zu den Kindern da ist und dass ein Trainer mit Kindern arbeiten kann. Die Rückmeldungen der Kids kommen meist schnell und sind sehr ehrlich.

Wie viele ÜL habt ihr im KiSS-Bereich? Wie viele Kurse werden angeboten?

Wir haben aktuell acht Trainer und zusätzlich BA-Studenten und -Studentinnen, die Stunden übernehmen. Wir bieten pro Woche 33 Kurse an – hinzu kommen noch drei „Babys in Bewegung“-Kurse für Babys im Alter von drei bis zwölf Monaten. Für die Mütter bieten wir wöchentlich noch einen Kurs „Pilates postnatal“ an. Außerdem kommen noch die Kooperationen mit den Schulen und Kitas sowie Schwimmkurse obendrauf.

Was genau hat es mit diesen Kooperationen auf sich?

Die Stadt Sindelfingen bietet unter dem Begriff „Bewegungsfreundliche Kindertagesstätte“ Kooperationen mit Kitas. Dafür können sich Kitas bewerben. Wir als KiSS fungieren hier als ausführende Sportfachkräfte. Vier bis fünf ausgewählte Einrichtungen werden von den Faschings- bis zu den Sommerferien von uns vor Ort im Bewegungsraum oder in der Sporthalle begleitet. Wir führen dann Stunden nach dem KiSS-Konzept durch. Wichtig ist uns dabei immer, dass auch die Erzieher und Erzieherinnen dabei sind. So können wir sie parallel fortbilden, damit sie die Sportstunden fortführen können, wenn wir wieder weg sind. Dazu gibt es nach jeder Stunde ein Protokoll mit dem Stundenablauf. Am Ende des Projektes hat dann jede Kita einen Ordner voller Pläne, die sie zukünftig nutzen kann. Zudem sind wir im Bereich der Ganztagsbetreuung bereits an vier Schulen aktiv. Auch hier sind wir mit Trainern vor Ort und die Stadt finanziert das Projekt.

Wie viele Kinder trainieren innerhalb des Vereins derzeit bei der KiSS? Und gab es hier Veränderungen durch Corona?

Wir zählen aktuell 450 Kinder. Tatsächlich hatten wir pandemiebedingt Einbußen. Aber die Zahlen haben sich schnell erholt, und wir liegen jetzt sogar über der Mitgliederzahl von vor dem Ausbruch im Jahr 2020.

Was habt ihr während der Lockdowns für die Kids tun können?

Mir lag während der Lockdowns am meisten am Herzen, Kontakt zu den Eltern und Kindern zu halten. Es gab regelmäßige Mails an alle Familien und wir haben zudem schnell begonnen, Online-Live-Kurse anzubieten und Kurse zu filmen und als Video zur Verfügung zu stellen. So hatten alle die Chance, am Programm teilzunehmen. Zusätzlich haben wir eine digitale Schnitzeljagd erstellt und Grüße aufgenommen, die wir an die Familien geschickt haben. Alles, was man so machen konnte, haben wir versucht.

Habt ihr Auswirkungen gespürt bei den Kindern?

Als es wieder langsam losging, hat man sowohl im sportlichen als auch im sozialen Bereich Veränderungen gemerkt. Das Lösen von den Eltern beispielsweise war deutlich schwieriger.

Inwieweit konntest du vom neuen Netzwerk der KiSS profitieren?

Meine Erfahrungen damit sind inzwischen sehr gut! Als ich im Herbst 2017 angefangen habe, habe ich das Netzwerk gar nicht so richtig wahrgenommen. Aber gerade als sich Corona verbreitete, war es unheimlich wichtig, da wir doch alle mit der Situation überfordert waren. Wir haben uns im Netzwerk viel ausgetauscht zu Fragen wie: Wie handhabt ihr das mit den Beiträgen? Was können wir den Familien bieten? Welche Plattformen nutzt ihr? Diese Gespräche mit anderen Kindersportschulen waren wirklich wertvoll. Und auch jetzt, wo alles wieder einigermaßen normal läuft, hilft das Netzwerk uns allen sehr. Gerade mit Blick auf die Zukunft und die Fragen, wie wir die Marke KiSS noch weiter voranbringen und ihre Qualität hervorheben können.

Benjamin Wunsch leitete vier Jahre lang die KiSS beim VfL Sindelfingen. | Foto: VfL Sindelfingen.

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