Guido Dobbratz liebt den Sport. Zum Turnen hat er über die Jahre eine enge Verbindung aufgebaut – auch zum Schwäbischen Turnerbund.

PERSÖNLICHkeiten: Guido Dobbratz - der rasende Reporter

In der aktuellen Ausgabe des STB Magazins wird dieses Mal Gudio Dobbratz porträtiert. Als freier Journalist hat er in mehr als 40 Jahren zahlreiche Beiträge für den Südwestrundfunk (SWR) produziert - auch im Turnbereich.

Einen Salto hat er nie gelernt – obwohl Guido Dobbratz sehr sportlich und sportinteressiert ist. Das stört ihn heute aber nicht, hat er doch am Reck und Barren während seiner Schulzeit am Karlsgymnasium in Stuttgart seine Freuden gehabt. Einen Felgaufschwung konnte er etwa. Müsste Dobbratz sich rückblickend für ein Turngerät entscheiden, wäre seine Wahl auf den Barren gefallen. „Die Mischung aus Balance und Präzision hat mich immer fasziniert“, sagt der heute 83-Jährige, der für sein Alter extrem fit daherkommt.

Seine gute Fitness komme daher, dass er sich nach wie vor viel mit jungen Menschen umgibt und an seiner beruflichen Umtriebigkeit. Diese hat ihn sein ganzes Leben ausgezeichnet. Als freier Journalist hat er in mehr als 40 Jahren sagenhafte 3 200 Beiträge für den Südwestrundfunk (SWR) produziert. Damit ist Dobbratz nach wie vor Rekordhalter und sehr stolz auf diesen Meilenstein. Seit 2006 befindet er sich im Ruhestand, das bedeutet aber nicht, dass der Stuttgarter dem Sport den Rücken zugewandt hat.

Um den 83-Jährigen und seinen inneren Antrieb besser zu verstehen, genügt ein Blick auf seine Laufbahn. Als Sportreporter hat er es insgesamt zu zwölf Olympischen Spielen geschafft – sechs im Sommer und sechs im Winter. Parallel dazu war er mehr als 40 Jahre Chefredakteur der Eislaufzeitschrift Pirouette. Seine Kollegen wussten immer, „den Dobbratz können wir überall hinschicken“. Ein Glücksgriff für beide Seiten.

Persönliches Geburtstagsgeschenk vom IOC-Präsidenten

Sein Fachgebiet kam ihm dabei all die Jahre zugute: die Randsportarten. Der 83-Jährige war dafür bekannt, sich gerade für diese ganz besonders zu interessieren. Zu „seinen“ Sportarten gehörten und gehören auch weiterhin Eiskunstlauf, Kunstradfahren, Hockey, Bogenschießen oder auch Fechten, wo er auch viel über den Höhepunkt der Karriere von Thomas Bach berichten durfte. Der noch IOC-Präsident war zu seiner Zeit ein herausragender Fechter, wurde unter anderem Florett-Weltmeister und holte Olympia-Gold mit der Mannschaft. Zu Dobbratz‘ 80. Geburtstag schenkte Bach seinem Journalisten-Freund die Olympischen Ringe aus Silber, worauf Dobbratz auch heute noch mächtig stolz ist.

Der passionierte Tennisspieler hat schon früh auf der Waldau und beim TuS Stuttgart seinen Bezugspunkt. Seine Mutter Else Dobbratz war Eislauftrainerin und die trainierte ihn auch – mit Erfolg: Zusammen mit seiner Schwester Birgit werden die beiden 1970 Baden-Württembergische Meister im Eistanz. Auf dem Eis lernt Dobbratz vor mehr als 40 Jahren auch seine spätere Frau Sibylle kennen.

Dobbratz liebt den Sport. Auch zum Turnen hat er über die Jahre eine enge Verbindung aufgebaut – so auch zum Schwäbischen Turnerbund. Denn der Journalist durfte regelmäßig über den damals noch als aktiven Turner und heutigen Bundestrainer Valeri Belenki berichten – oder auch über Thomas Andergassen, heute Trainer am Kunst-Turn-Forum in Stuttgart.

Gerade durch diese regelmäßige Berichterstattung weiß der 83-Jährige sehr gut, auf was es im Turnbereich ankommt, wie anspruchsvoll die Sportart ist. Damit geht ebenfalls seine Faszination zum Turnsport einher, erklärt er und fügt hinzu: „Die Ästhetik und das Balancegefühl sind beeindruckend.“ Ähnlich wie beim Eiskunstlauf.

Keine favorisierte Sportart

Der Stuttgarter schätzt den Sport insgesamt und seine Ausstrahlung sowie die damit verbundenen Bewegungsabläufe. Er fühlt die Tradition und benötigt deshalb auch gar keine großen Modernisierungen im Reglement – etwa im Hinblick auf größere Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse. Sportarten wie Turnen oder Eistanz seien eben der Kontrast zu klassischen Mannschaftssportarten und dürfen auch komplexer sein. „Tradition ist etwas Gutes“, sagt Dobbratz.

Kritik äußert der 83-Jährige dagegen zum Thema Fußball. Pikanterweise, obwohl er selbst früher gerne Fußball spielte und ein besonderes Verhältnis zu den Stuttgarter Kickers pflegt. In der Jugend spielt Dobbratz zudem Hockey beim HTC Kickers, war Hallensprecher bei den dortigen Handballern und in den 2000er-Jahren drei Jahre lang Pressesprecher der Kickers-Fußballer. Inzwischen ist er sogar zum Ehrenratsmitglied der „Blauen“ ernannt.

Trotz aller Verstrickungen sieht er Fußball als zu dominant in der (deutschen) Sport-Medienlandschaft. Das liege seiner Meinung auch nicht am fehlenden Interesse der Bevölkerung für andere Sportarten, sondern am Markt. Dadurch können sich andere Sportarten gar nicht richtig entfalten. Doch Fußball habe einfach einen entscheidenden Vorteil: die simpelsten Regeln. Mittel- und langfristig wünscht er sich mehr Abwechslung im TV-Programm mit mehr Randsportarten, so wie er es all die Jahre vorgelebt hat.

„Live oder gar nicht“

Für Dobbratz sind es Live-Momente, die den Sport ausmachen. Das Gefühl hautnah dabei zu sein – egal ob vor dem Fernseher oder im Stadion. Die Spannung permanent zu spüren und nicht zu wissen, wie die Entscheidung ausgeht. Eben das Gefühl, das er jahrelang selbst Lesern und Zuschauenden vermittelt hat. Der Sportreporter selbst nutzt die Vorzüge der Mediatheken nicht. Hat er ein Ereignis nicht verfolgen können, schaut er es sich nie in der Wiederholung an. „Entweder live oder gar nicht“, stellt der 83-Jährige klar.

Dobbratz‘ vorsichtigere Einstellung zu den digitalen Medien verwundert nicht: In seiner Laufbahn hat er Quantensprünge erlebt. Beispielhaft erinnert er sich gerne an einen Beitrag von 1975 im australischen Brisbane zurück, wo er lediglich mit dem Telefon Kontakt nach Deutschland hielt. Und zu seiner Anfangszeit brachte beispielsweise bei Fußballspielen in Mannheim ein Motorradfahrer die ersten Filmrollen nach Stuttgart, wo sie zuerst entwickelt und dann mit einer Cutterin geschnitten werden mussten. Erst dann war der Beitrag sendebereit.

Das waren ganz andere Zeiten, aber eine Sache war gleich: der Sport. Und für diesen brennt der 83-Jährige noch immer und wird immer brennen.

weitere News

EnBW DTB Pokal 2025: Olympisches Turn-Flair zur Jubiläumsausgabe

Beim 40. EnBW DTB Pokal (27. bis 30. März) des Schwäbischen Turnerbunds nehmen viele internationale Spitzenturnerinnen und -turner die Chance wahr,...

Weiterlesen

Statement STB-Präsident Markus Frank im Landtag

Auf Einladung des Ausschusses für Kultus, Jugend und Sport des Landtags Baden-Württemberg hat STB-Präsident Markus Frank ein Statement in der...

Weiterlesen

Vereinsjubiläum: Eine Freilufthalle und viele Angebote

In der neusten Ausgabe des STB Magazins präsentieren wir das Vereinsjubiläum des TSV Jesingen 1899 (Turngau Neckar-Teck). Jürgen Sienel berichtet von...

Weiterlesen