Nach den Vorwürfen der interpersonellen Gewalt an den Turnstützpunkten wurde der Landessportverband Baden-Württemberg (LSVBW) von Theresa Schopper, Ministerin für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg aufgefordert, die Missstände an den beiden Stützpunkten Mannheim und Stuttgart strukturell aufzuarbeiten. Hierzu hat der LSVBW in Abstimmung mit dem Ministerium eine unabhängige Arbeitsgruppe vorgeschlagen, die am Mittwoch, 2. April zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammengekommen ist. Der Auftrag lautet: „Aufarbeitung und Organisationsentwicklung zum Schutz vor interpersoneller Gewalt im leistungsorientierten Turnsport in Baden-Württemberg“. Die AG setzt sich aus Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachbereiche zusammen. Zum Vorsitzenden haben die Mitglieder der AG nach einer internen Diskussion Klaus Pflieger bestimmt. Er vertritt die AG nach außen.
Der AG gehören folgende fünf Personen an (ausführliche Vitae befinden sich im Anhang):
• Klaus Pflieger
• Dr. Natalie Barker-Ruchti
• Prof. Dr. Carmen Borggrefe
• Prof. Dr. Klaus Cachay
• Nadine Hildebrand
Clemens Binninger ist nicht Mitglied der Arbeitsgruppe. Er hat nach seiner ursprünglichen Zusage von einer Mitarbeit Abstand genommen. „Die Einrichtung der AG durch den LSVBW ist ein richtiger Schritt und ein wichtiges Signal. Aufgrund der für die AG bestehenden strukturellen Rahmenbedingungen und den aktuell laufenden und ausgeweiteten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft halte ich allerdings die Untersuchungsmöglichkeiten der AG derzeit für sehr begrenzt und daher meine Expertise und Unterstützung aktuell für nicht erforderlich. Deshalb habe ich den LSVBW gebeten, auf meine Mitarbeit in der Arbeitsgruppe zu verzichten.“ Nadine Hildebrand wird zukünftig ihre Expertise als Rechtsanwältin und zertifizierte Compliance-Officer einbringen. Die Juristin war zudem Athletensprecherin (2018 – 2024) und Mitglied der Anti-Doping-Kommission (2019 – 2024) des Deutschen Leichtathletikverbandes. Die Olympiateilnehmerin wurde in der konstituierenden Sitzung seitens der AG berufen und hat ihre Mitarbeit bestätigt.
Als Vorsitzender der AG sagt Klaus Pflieger: „Nach meiner Überzeugung wird bei der Tätigkeit der Arbeitsgruppe das Thema „Ethik“ eine nicht unwesentliche Rolle spielen, weil es im Leistungssport gerade bei jungen Turnerinnen um das Spannungsfeld geht, was einerseits im Sinne einer möglichst erfolgreichen Karriere machbar ist und was andererseits aus moralischen Gründen unterbunden werden sollte. Als ehemaliger Behördenleiter der Staatsanwaltschaft sowie als Generalstaatsanwalt (u.a. bei der Einführung völlig neuer Management-Elemente) bin ich gewohnt, in Strukturen zu denken, was angesichts der Vorwürfe von Turnerinnen von Bedeutung ist, weil offensichtlich Strukturen eingeführt werden müssen, um künftig solche Auseinandersetzungen bestmöglich zu vermeiden.“ Klaus Pflieger wurde bereits 2018 von der baden-württembergischen Landesregierung in der "Kommission Kinderschutz zur Aufarbeitung des Missbrauchsfalls in Staufen und zur Weiterentwicklung des Kinderschutzes" eingesetzt. Auch hier ging es nicht um das rückwärtsblickende Suchen nach Schuldigen, sondern um die Schaffung neuer Strukturen, um in der Zukunft derartige Fälle zu vermeiden, sie jedenfalls zu minimieren.
Hier geht es zu STB-Sonderseite mit "euren Fragen und unseren Antworten" dazu.