Sabine Schröder und Michaela Netzer-Voit (v.l.)

„Die Krise als Chance nutzen“

Michaela Netzer-Voit und Sabine Schröder bringen es zusammen auf 22 Jahre Aktivität im Präsidium des Schwäbischen Turnerbunds. Im Doppelinterview verraten sie uns ihre ganz persönlichen Herausforderungen der aktuellen Situation, was sie in ihrem Ehrenamt antreibt und wieso sie positiv in die (Vereins-) Zukunft blicken.

Das Corona-Virus ist nicht nur in aller Munde, sondern beherrscht unseren kompletten Lebensalltag. Wie sehr fordert euch die aktuelle Situation als STB-Vizepräsidentinnen?

Sabine: Es ist natürlich eine sehr dynamische Zeit, in der man keine langen Planungsvorläufe hat. Zudem ist die aktuelle Situation für unsere Vereine eine große Herausforderung. Für mich als STBVizepräsidentin
ist der Aufwand allerdings gleichgeblieben, nur die Inhalte haben sich verändert. Ganz aktuell weg vom Großereignis Landesturnfest, hin zur Umsetzung der Corona-Regeln auf Vereinsebene. 
Michaela: Inzwischen gibt es bei mir eigentlich den ganzen Tag nur Corona. Nach der ersten Phase im Lockdown und der Absage der Wettkämpfe auf Landesebene wurde es etwas ruhiger, um dann wieder Fahrt aufzunehmen. Gerade stellt sich die Frage, wie es mit unseren Wettkämpfen weiter gehen wird.

Welche Rolle spielt aktuell die Digitalisierung aus eurer Sicht?

Michaela: Eine herausragende. Ich führe inzwischen fast jeden Abend zum Beispiel mit den verschiedenen Fachgebieten eine Videokonferenz. Ohne ein funktionierendes digitales System wäre flächendeckendes Arbeiten auf Verbandsebene nur sehr schwer möglich zurzeit. 
Sabine: Ich sehe das genauso. Der Lockdown war ein absoluter Beschleuniger in Sachen Digitalisierung – vor allen Dingen im Sport. Was vor wenigen Wochen noch unvorstellbar schien, ist inzwischen Business as usual. Egal ob Online-Konferenzen im STB-Ehrenamt oder die digitalen Sportangebote unserer Vereine.

Die Digitalisierung macht aktuell vieles einfacher, aber ein persönliches Treffen ist trotzdem noch etwas anderes.

Sabine: Das stimmt. Es ist zum Beispiel ein herber Verlust, dass das Turnfest in Ludwigsburg abgesagt werden musste. Viele Vereinssportler/innen und Ehrenamtliche haben sich darauf gefreut und vorbereitet. Das Turnfest als Schaufenster ist nun als Belohnung weggefallen, außerdem die vielen persönlichen Begegnungen, die ein Turnfest aber auch allgemein den Vereinssport so einzigartig machen. Und vergessen darf man auch nicht die Inspiration, die viele Vereine nach dem Turnfest in die Heimat mitbringen. Das lässt sich digital so leider nicht abbilden, auch wenn ich es toll finde, dass bei unserer Hampelmann-Challenge auf Social Media mehr als 1000 Turnfestteilnehmer/innen mitgemacht haben. 
Michaela: Auch aus Wettkampfsicht wäre das Turnfest das absolute Jahreshighlight gewesen. Dort hätten viel Qualifikationen für die Deutschen Meisterschaften und das IDTF in Leipzig nächstes Jahr stattgefunden. Das lässt sich digital nicht abfangen und zeigt, wie wichtig die Vereinsarbeit für unsere Gesellschaft ist.

Ihr beide steht voll im Berufsleben. Was genau arbeitet ihr?

Sabine: Ich bin im Marketing der BARMER Krankenkasse tätig.
Michaela: Ich arbeite bei der LBBW als Referentin für die Kostensteuerung im Zentralbereich Unternehmenskunden.

Was motiviert euch, neben euren hauptberuflichen Herausforderungen, auch noch so viel Energie in die Arbeit beim Schwäbischen Turnerbund zu stecken?

Michaela: Da geht es natürlich ganz viel um Idealismus. Gerade in den vergangenen Wochen, in denen man auch mal an einem Wochenende keine Ehrenamtstermine hatte, war es eine ungewohnte, aber auch angenehme Situation. Prinzipiell bin ich aber jemand, der sehr umtriebig ist. Ich brauche die Action. Außerdem ist Turnen meine Leidenschaft und ich finde es toll, den Menschen im Vereinssystem etwas zurückgeben zu können. Schließlich habe ich ja auch jahrelang davon profitiert. 
Sabine: Ich freue mich, wenn ich meine Erfahrungen und mein Wissen weitergeben kann und so dazu beitrage, das Hauptamt zu unterstützen und damit wiederum für die Vereine da bin. Außerdem machen mir die vielen, inspirierenden Begegnungen mit den Menschen und die tollen Gestaltungsmöglichkeiten zum Beispiel im Rahmen von Veranstaltungen, sehr viel Freude.

Wie viel Zeit fordert euer Ehrenamt beim STB?

Sabine: Ich würde sagen, dass ich jedes zweite/dritte Wochenende unterwegs bin. Und natürlich regelmäßig an den Werktagen. Im Schnitt zwischen zehn und 20 Stunden pro Woche.
Michaela: Bei mir sieht es ähnlich aus. Ich komme auch auf gut 20 Stunden in der Woche.

Wie seid ihr zu euren Ämtern im STB gekommen?

Sabine: Ich habe ja an der Universität Tübingen studiert und wurde damals bereits von Kurt Knirsch zum STB „gebracht“. Später – nach meiner hauptamtlichen Tätigkeit beim STB – hat mich Sven Lange um die ehrenamtliche Mitarbeit im Bereich Freizeitsport gebeten. Im Jahr 2010 übernahm ich dann seine Nachfolge als Vizepräsidentin und wurde ins Präsidium gewählt.
Michaela: Ich habe eine klassische Vereinsvita und war im TGM/TGW aktiv. Im Jahr 1988 bin ich als Wettkampfleiterin in Sigmaringen bei einer Veranstaltung eingesprungen. Das war der Beginn meiner „STB-Laufbahn“.

Was sind eure Heimatverein und wie seid ihr dort aktiv?

Sabine: Ich bin Mitglied bei der DJK Schwabsberg-Buch. Wenn es mein Ehrenamt zulässt nehme ich dort an Fitnessangeboten teil. Ansonsten fahre ich gerne Fahrrad oder gehe Joggen. 
Michaela: Mein Verein ist der SV Vaihingen in Stuttgart. Dort bin ich Abteilungsleiterin Turnen und für die Hallenkoordination des Gesamtvereins zuständig. Außerdem leite ich einmal in der Woche eine Trainingsgruppe für Senioren-Gymnastik. Da bin ich dann auch selbst aktiv. Alternativ sitze ich auch auf dem Hometrainer oder gehe mit meinem Mann Radfahren. Mehr Sport ist im Moment leider nicht möglich.

Viele unserer Vereine und deren Mitglieder – man kann sogar sagen große Teile der gesamten Bevölkerung – sind gerade verunsichert. Was möchtet ihr den Menschen zurzeit mit auf den Weg geben?

Sabine: Die Situation ist sicher sehr ambivalent. Viele kämpfen mit der aktuellen Situation, haben Sorge um ihren Arbeitsplatz oder um ihre Gesundheit. Andere sind wiederum genervt und wollen so eingeschränkt nicht leben. Ich bin aber überzeugt, dass uns die Krise eine große Chance bietet und wir neben den vielen digitalen Entwicklungen uns auch auf das Wesentliche rückbesinnen werden: Wertschätzung
der sozialen Kontakte. Diese erfahren wir vor allen Dingen auch in unseren STB-Vereinen. Deshalb gilt es, die Vereinsangebote so schnell wie möglich entsprechend den Vorgaben wieder aufzunehmen.
Michaela: Ich wünsche uns allen eine positive Einstellung und ein Stück Gelassenheit. Ich sage immer: Hört in euch rein und lasst euch nicht entmutigen. Für meinen Bereich Sportarten kann ich deshalb sagen: Unser Betrieb auf Verbands- und Vereinseben wird weitergehen und hoffentlich im Herbst dann auch wieder mit Wettkämpfen. Wir arbeiten intensiv daran!

Zur Person:

SABINE SCHRÖDER ist seit dem Jahr 2010 Vizepräsidentin Freizeit-, Fitness- und Gesundheitssport im Schwäbischen Turnerbund. Davor war die studierte Diplom-Sportpädagogin von 1991 bis 2006 hauptamtlich für den STB tätig. Seitdem ist sie bei der BARMER Krankenkasse im Bereich Marke und Marketing u. a. für die zentralen Sportkooperationen zuständig. Die 58-Jährige wohnt im Turngau Ostwürttemberg und ist Mitglied bei der DJK Schwabsberg-Buch. Sie ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn.

MICHAELA NETZER-VOIT ist seit dem Jahr 2012 Vizepräsidentin Sportarten im Schwäbischen Turnerbund. Sie ist Mitglied im SV Vaihingen im Turngau Stuttgart und arbeitet bei der LBBW als Referentin Kostensteuerung im Zentralbereich Unternehmenskunden. Die 56-Jährige ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.

Zum Präsidium des STB

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